Nymphe, adieu!

STICH-WORT

14/05/21 Die meisten Menschen, die hier vorbeikommen, haben ja anderes im Sinn als Bilderschauen. Sie sind Gäste bei Trauungen oder Empfängen. Oder Besucher von Schlosskonzerten. Und wenn schon, dann zieht der Marmorsaal mehr Blicke auf sich als dessen Foyer-Raum.

Jedenfalls, in normalen Zeiten, viel Kundenzulauf – oder sagte man treffender Vorbeilauf? – und keine Spur von einem konservatorisch günstigem Klima. Das hatte auch Auswirkungen auf zwei Gemälde aus der Sammlung des Salzburg Museum, die das noble Vorzimmer über viele Jahren zierten. Bei einer Begutachtung des Bilds Salzburg vom Kapuzinerberge aus und der Quellnymphe durch Museumsfachleute vor rund zwei Jahren runzelten diese die Stirn. Beide Bilder befanden sich in schlechtem konservatorischen Zustand, sowohl was die gemalte Oberfläche als auch die aufwendig geschnitzten Rahmen betraf.

Inzwischen wurden die Gemälde in der Fachwerkstatt des Salzburg Museums akribisch restauriert und aus Schutzgründen verglast. Dieser Tage wurden die großformatigen Ölbilder wieder aufgehängt. Zurückgekehrt ist das Werk von Anton Reiffenstuhl (1786-1848) Salzburg vom Kapuzinerberg aus (Öl auf Leinwand, um 1830). Der Künstler breitet mit akribischer Genauigkeit die gesamte linke Stadtseite vom Nonntal bis nach Mülln wie ein Panorama vor uns auf. In dieser Momentaufnahme von Salzburg um 1830 sehen wir ein detailliertes Abbild der Altstadt, eingefasst von der damals noch weitgehend existierenden Stadtmauer.

Anstelle der vormals gezeigten Quellnymphe haben die Kuratoren des Salzburg Museum fürs Marmorsaal-Foyer eine zweite Stadtansicht ausgewählt: Der Blick vom Kapuzinerberg auf Salzburg mit der Festung Hohensalzburg stammt von einem unbekannten Künstler um 1850/1860. Obwohl die Stadt Salzburg gleich zu erkennen ist, fallen sofort die topografischen Überhöhungen und die künstlerisch freie Darstellung vieler Bauwerke auf. Nicht die detailgetreue Abbildung war das Ziel des Künstlers, sondern die Erschaffung eines romantisierenden Idealbildes der Stadt Salzburg.

Ein solches Idealbild von Salzburg haben vermutlich auch viele Hochzeitspaare. Passt also gut, die Vedute anstatt der Quellnymphe. Und es sollen ja die Bräutigame gerade an diesem Tag nicht gleich abgelenkt werden von losen Frauenzimmern. (InfoZ/dpk-krie)

Bild: Stadt Salzburg / Alexander Killer