Aufgeweckt und schlafend

 

STICH-WORT

10/06/21 Fantasielosere Gemüter nehmen vielleicht bloß ein Metallgitter in Form eines Drehkegels wahr. Wir sind leider viel zu selten zu nächtlicher Stunde auf dem Mönchsberg unterwegs und so haben wir – das müssen wir zugeben – überhaupt noch nie gesehen, wie das ist, wenn sich das Schlafende Haus, das wir nur senkrecht stehend, also im Wachzustand kennen, zur Nachtruhe begibt.

Von Reinhard Kriechbaum

Schlafendes Haus heißt die zehn Meter hohe Skulptur von dem 1948 geborenen Schweizer Künstler Not Vital. Sie steht schon sehr lange vor dem Museum der Moderne, seit 2010. Damals kam die Skulptur aus Stahldrahtgeflecht als Dauerleihgabe der Galerie Thaddaeus Ropac dorthin. Da war das Schlafende Haus gerade ein Jahr alt, ursprünglich war es für eine Ausstellung der Kunsthalle Wien 2009 geschaffen worden.

Warum wir also jetzt davon erzählen? „Mit Stolz und Dankbarkeit gibt das Museum der Moderne Salzburg bekannt, dass Not Vitals Schlafendes Haus durch eine großzügige Schenkung der Galerie Thaddaeus Ropac Teil der museumseigenen Sammlung wird“, so Museumsdirektor Thorsten Sadowsky in einer Presseaussendung. Das Museum der Moderne Salzburg widmet Not Vital noch bis 13. Juni die erste museale Einzelausstellung in Österreich. Die umfangreiche Personale präsentiert 21 Skulpturen, drei sowohl raum- als auch wandgreifende Installationen und 140 Zeichnungen.

Die markante kegelförmige Skulptur besitzt eine besondere Eigenschaft: Sie kann sich abends hinlegen und morgens aufstehen. „In dem imposanten beweglichen und begehbaren Hybrid aus Architektur und Skulptur verbindet Vital spannungsreich formale Klarheit mit inhaltlicher Mehrdeutigkeit“, erklärt man. „Als Salzburgs einziges sich bewegendes Kunstwerk im öffentlichen Raum ist das Schlafende Haus stadtbekannt und für das Museum der Moderne Salzburg zu einem Wahrzeichen geworden.“ Was die bekanntheit betrifft, haben wir gewisse Zweifel. Aber es gibt ja leidenschaftliche Mönchsberg-Spaziergänger, die das Zu-Bett-Gehen und womöglich sogar das morgendliche Aufrichten schon miterlebt haben.

Not Vital, bis 13. Juni im Museum der Moderne  www.museumdermoderne.at
Bilder; MdM / Rainer Iglar (2); wildbild (1)
Zum DrehPunktKultur-Bericht über die Ausstellung von Not Vital
Das Äußere vom Inneren des Heuballens