Premiere nein, Voraufführung ja

STICH-WORT

24/02/22 Am Sonntag (27.2.) wären im Salzburger Landestheater  Erstaufführung und Premiere der Schauspielproduktion Manche mögen’s voll verschleiert in der Inszenierung von Michael Niavarani angesagt gewesen. Wird auch stattfinden, aber mit anderem Etikett

Von Reinhard Kriechbaum

Es wird keine Premiere sein, sondern eine Voraufführung. Dazu erklärt das Landestheater in einer Presseaussendung: „Die Probenphase war – in diesen Tagen nicht überraschend – durch mehrere Covid-Infektionen beeinträchtigt, sodass die Phase der zur Premiere hinführenden Proben nicht wie erwartet durchgeführt werden kann, um die sonst übliche Routine zu entwickeln.“ Sprich: Die Aufführung ist herzeigbar, aber eben noch nicht ganz fertig. „Ungewöhnliche Momente fordern ungewöhnliche Schritte: Wir haben deswegen mit Michael Niavarani und dem Produktionsteam entschieden, anstatt der Premiere am Sonntag, den 27. Februar, eine öffentliche Voraufführung  der Produktion zu spielen.“

Für das Publikum – ein Nicht-Premieren-Publikum also – bedeute dies „eine unerwartete und vielleicht sogar reizvolle Situation“: Das Stück werde „voraussichtlich wie gewohnt ablaufen und das Publikum kommt in die Lage, gerade die bei diesem Stück wichtige Handlung mit den Verwechslungsmomenten und Pointen ein erstes Mal zu erleben. Gegebenenfalls kann es vorkommen, dass der Regisseur Michael Niavarani kurz unterbricht oder Erklärungen für das Publikum abgibt. Neben der Gelegenheit, das Stück kennenzulernen, darf also auch ein Einblick in die Produktion erwartet werden.“

Michael Niavaranis Bühnenfassung mit dem Titel Manche mögen’s voll verschleiert basiert auf dem viel gelobten französischen Spielfilms Cherchez la femme von Sou Abadi. Die gebürtige Iranerin ist Filmregisseurin, Drehbuchautorin und Cutterin. Sie lebt seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr in Frankreich. Ihr erster Film SOS à Téhéran wurde als einer der gewagtesten Dokumentarfilme über die iranische Gesellschaft wahrgenommen. Nach mehreren Dokumentarfilmen realisierte sie 2017 mit Cherchez la femme ihren ersten Spielfilm, eine Verwechslungskomödie.

Da findet sich eine gute Portion Slapstick, aber es werden durchaus ernste Dinge mitverhandelt: Poesie, Recht und Religion, Asyl und Exil, und die Frage nach der Verschleierung von Frauen im Islam. Nicht zuletzt sei – so die Produktionsnotiz vom Landestheater – Manche mögen’s voll verschleiert – eine „Geschichte der Versöhnung und eine Einladung, sich lachtherapeutisch mit Radikalisierung und Vorurteilen auseinanderzusetzen.“

Der Inhalt: Alexander und Leila studieren Politikwissenschaften und sind frisch verliebt. Gemeinsam wollen sie nach New York ziehen. Doch kurz vor ihrer Abreise durchkreuzt Leilas Bruder Amir ihre Pläne. Zurück von einem längeren Aufenthalt im Jemen, wendet sich der radikalisierte Amir gegen die romantische Beziehung seiner Schwester. Alexander und Leila bleibt keine Wahl: Um sich unerkannt treffen zu können, muss Alexander einen Niqab tragen. Getarnt als Leilas neue beste Freundin Sheherazade geht Alexander bei ihr ein und aus. Amir verliebt sich in die geheimnisvolle Frau mit den wunderschönen Augen, die ihm die Welt der Poesie und der islamischen Mystik eröffnet.

Regisseur und Stück-Bearbeiter Michael Niavarani ist Kabarettist, Schauspieler, Autor, Regisseur und Leiter des Kabarett Simpl und des Globe Wien. Auch er hat iranische Wurzeln. Es ist noch nicht lange her, dass man ihn auf der Bühne des Landestheaters hat sehen können: Er war im Oktober Premieren-Gast in dem Familien-Aufstellungsstück Familienabend.

Wann also wird Manche mögen’s voll verschleiert wirklich premierenreif? Wir Theaterkritiker sind eingeladen, am Sonntag drauf (6.3.) die Vorstellung zu besuchen und zu rezensieren, was wir auch zu tun planen.

Voraufführung am Sonntag (27.2.) um 19 Uhr -  Aufführungen bis 29. März – www.salzburger-landestheater.at
Bilder: LT /Anna-Maria Löffelberger (1); Jan Frankl (1)