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Aus Gips und von Thorak obendrein

STICH-WORT

04/03/22 Es ist eine Skulptur, die zu besitzen eigentlich furchtbar peinlich ist: Drum hat die Stadt Salzburg die mehr als fünf Meter hohe Figur Fischers von Erlach, ein Werk von dem Nazi-Bildhauer Josef Thorak, auch gut versteckt.

Während also Tag für Tag Spaziergänger und Radfahrer im Kurhausgarten an Thoraks Paracelsus vorbeigehen oder -fahren, hat kaum ein Salzburger die Monumentalstatue des Barockbaumeisters (von dem immerhin fünf Kirchen in Salzburg stammen) zu Gesicht bekommen. Sie stand die letzten Jahrzehnte in der alten Aussegnungshalle auf dem Kommunalfriedhof.

Im Gegensatz zum witterungsbeständigen Paracelsus besteht diese Skulptur aus Gips. Nass sollte sie also nicht werden. Auch wenn Thorak, einer der Lieblingsbildhauer von Hitler, ob der Ideologie abzulehnen ist und man seit Jahrzehnten heftig darum streitet, ob die nach ihm benannte Straße umbenannt werden soll oder nicht: Kunst ist's ja doch und gehört also konserviert.

Deshalb hat der Kulturausschuss der Stadt in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, den monumentalen Fischer von Erlach dem Salzburg Museum zu übereignen. „Um für museale Zwecke verwendet und adäquat gelagert zu werden“, heißt es in einer Presseaussendung der Stadt kryptisch. Gewiss wird niemand auf die Idee kommen, die Gipsfigur auszustellen. Übrigens: Wie die Figur – eine in den Kriegsjahren geschaffene Vorlage für eine nie ausgeführte Marmorskulptur – in den Besitz der Stadt gelangte, ist nicht belegt. Im Inventar scheint sie seit 1950 auf. (InfoZ, dpk-krie)

 

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