Prawda

STICH-WORT

28/04/22 Das russische Wort heißt Wahrheit – und dieses Motto hat man für die Gedenkveranstalrtung zur Buchverbrennung auf dem Salzburger Residenzplatz vor 84 Jahren als Motto gewählt. Es steht nicht so gut um die Prawda in der Prawda. Und nicht nur dort.

„Das erste Opfer eines jeden Krieges ist die Wahrheit“. Dieses Zitat wird unter anderem dem US-amerikanischen Politiker Hiram Johnson, dem britischen Dichter Rudyard Kipling und dem antiken griechischen Dichter Aischylos zugesprochen. Zutreffend ist der Satz jedenfalls – und das gilt nicht nur für den gegenwärtigen Krieg in der Ukraine, sondern für alle Kriege.

Dabei gibt es laut der Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) einen Trend: Zwischen 1945 und 2020 waren etwa siebzig Prozent aller Kriege nicht zwischen-, sondern innerstaatliche (mit Beteiligung externer Mächte) – am stärksten betroffen Afrika, Asien und der Nahe und Mittlere Osten. Die mediale Aufmerksamkeit hängt jedoch von der Nähe zu Europa ab. Die Corona-Pandemie hat das Interesse an Kriegen meist verdrängt, man spricht in diesem Zusammenhang auch von „vergessenen Kriegen“.

Nicht wesentlich verändert haben sich Angriffe auf Medien; die Zahl an inhaftierten Journalisten im Jahr 2021 war in China, Myanmar, Ägypten, Vietnam und Belarus am größten (Quelle: statista.com). Laut Reporter ohne Grenzen sind in der Türkei aktuell über hundert Medienmitarbeiter im Gefängnis, andere Quellen nennen höhere Zahlen. Viele Journalisten sind weltweit bedroht und werden überwacht, z.B. auch im benachbarten Ungarn. Das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (Leipzig) meldete vor ein paar Tagen in Deutschland mehr tätliche Angriffe auf Journalisten 2021 als zuvor: 75 Prozent bei Corona-Protesten.

Seit 24. Februar 2022 führt Russland gegen die Ukraine einen Krieg, der im eigenen Land offiziell nicht so bezeichnet werden darf. Für „Fake News“ drohen bis zu 15 Jahre Haft, Websites unabhängiger Medien werden geblockt, Medien wie der Radiosender Echo Moskwy aufgelöst, die Berichterstattung stark eingeschränkt. Bereits im Vorfeld des Krieges, im Herbst 2021, wurde auf Antrag der russischen Staatsanwaltschaft – gegen weltweite Proteste – die Internationale Gesellschaft für historische Aufklärung, Menschenrechte und soziale Fürsorge „Memorial“ vom Obersten Gericht per 28. 12. 2021 verboten und aufgelöst.

In inoffiziellen Info-Kanälen auf verschlüsselten Diensten wie Telegram kann man zwar noch russische Nachrichten erhalten (s. profil, 26.3.22), doch das sei aufwändig. Grundsätzlich herrscht Desinformation, wird mit Lügen Verwirrung gestiftet (vgl. BR 1.3.22). Die älteste noch existierende russische Tageszeitung heißt „Prawda“, das bedeutet Wahrheit. Im Organ der kommunistischen Partei werden allerdings Lügen als Wahrheit verkauft. Übrigens: Laut einer Umfrage von UNIQUE resarch (s. profil 2.10.2021) haben 71 Prozent der Österreicher das Gefühl, dass Politiker auch bei uns nicht die Wahrheit sagen – soziale Medien schneiden im Unterschied zu klassischen Medien besonders schlecht ab. (Initiative Freies Wort)

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