Groß Theuerung war auch darneben

STICH-WORT

14/09/22 Hochwasser und weggespülte Häuser. Pandemie – unsere haben wir ja dank gewaltbereiter Trolle grad erfolgreich abgeschafft – ist ebensoweinig ein Alleinstellungs-Merkmal der Gegenwart, wie Weizenknappheit und Teuerung. Eine Gedenktafel am Haus der Natur erinnert an durchaus vergleichbare Katastrophen in Salzburg vor 450 Jahren.

Von Heidemarie Klabacher

Dreizehn Häuser und Stedl verschwandt, Saltzburg dessen groß Schaden namb... Groß Theuerung war auch darneben, thett Schaff Korn zu 14 Gulden geben... “ Einfach mal stehen bleiben und buchstabieren. Es geht schon. Im Juli 1572 wurde die Stadt vom Hochwasser verwüstet. Nach siebzig Stunden Dauerregen riss die Salzach die Stadtbrücke, die einzige Brücke in der Stadt, und 13 Häuser weg. „Saltzburg dessen groß Schaden namb...“ Damals, das Deutsch war noch ein anderes, damals wurden Katastrophen nicht in schnell-lebigen Medien dem raschen Vergessen anheimgegeben, die Erinnerung daran wurde vielmehr gereimt in haltbaren Marmor gehauen. Und der war teuer. So berichtet die gleiche Tafel auch vom „groß Sterben“ in der künftigen Mozartstadt: Nur wenige Monate zuvor waren in Salzburg 2.236 Menschen der Pest zum Opfer gefallen. Ein Drittel der damaligen Stadtbevölkerung. Und weil man schon dabei war, Katastrophen aufzulisten: Auch die massive Teuerung von Korn und Weizen wird in schnörkeligen Lettern beklagt. Geändert hat sich, Stichwort Krieg und Weizenkrise 2022, nicht viel: „Das ist gewesen den Armen schwer

„Zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert hatte die Pest europaweit ein Drittel der Bevölkerung dahingerafft. Die Teuerung der Nahrungsmittel war eine Folge von Missernten im Zuge der sogenannten Kleinen Eiszeit, die zwischen 1570 und 1685 in Europa zu einem Rückgang der Jahresdurchschnittstemperatur um mehr als zwei Grad führte“, erinnert Direktor Robert Lindner vom Haus der Natur. Verringerte Sonnenaktivität, Vulkanausbrüche aber auch die großflächige Aufgabe der Landwirtschaft in Folge des Bevölkerungsrückgangs nach den Pest-Epidemien waren treibende Kräfte dieses Klimaeffekts.

„Damals wie heute machen Umweltkatastrophen, Krankheiten und wirtschaftliche Verwerfungen die Abhängigkeit des Menschen von der Natur und gleichzeitig seinen massiven Einfluss auf die Umwelt sichtbar“, so Direktor Robert Lindner vom Haus der Natur und Kuratoriumsvorsitzender Josef Schöchl. „Die Marmortafel ist an der Ostwand des Museums angebracht, direkt vor dem Kreisverkehr.“ Gestiftet hat die Tafel eins das Salzburger Brüderpaar Hainrich und Andree Thenn, die „Zu ewiger Gedächtnus der Geschichten disen Stain haben lassen aufrichten“.

Bilder: Haus der Natur/Klade