Minus, minus, minus

STICH-WORT

18/08/22 Es ist jedes Jahr aufschlussreich, wenn die Landesstatistik ihren Zahlenspiegel veröffentlicht. Verwerfungen durch die Lockdown-Monate und andere Covid-bedingte Einschränkungen im Kulturbereich schlagen sich diesmal natürlich nieder und verzeichnen das Bild.

Von Reinhard Kriechbaum

Wir könnten uns ja mehr als beruhigt zurücklehnen, wenn wir im Zahlenspiegel lesen, dass 2020 die öffentlichen Kultursubventionen 59.747 Euro betrugen, gleich um ein Drittel mehr als fünf Jahre zuvor. Da sind natürlich Corona-Hilfszahlungen eingerechnet und man muss mit anderen Zahlen dagegen halten: Das Salzburger Landestheater etwa hat in der Spielzeit 2020/21 gegenüber 2015/16 gleich 82,9 Prozent seiner Besucher eingebüßt, die Festspiele (obwohl sie 2020 schließlich doch – verkürzt – haben stattfinden können) immerhin auch 71 Prozent. Aber jede, wirklich jede dieser Zahlen braucht Erklärung. Bei den Festspielen zum Beispiel war's keineswegs nur ein Corona-Aderlass. Man vergleicht da mit dem Blick um fünf Jahre zurück auch mit einer Saison unter dem Intendanten Alexander Pereira, der das Programm und damit das Ticketangebot enorm (und ungesund) aufgeblasen hatte.

Für die Museen haben die Landesstatistiker, die im aktuellen Zahlenspiegel die Jahre 2020 und 2015 miteinander vergleichen, Rückgänge zwischen 43 Prozent (Haus der Natur) und 56 Prozent (Salzburg Museum) errechnet. Für die Festung Hohensalzburg gar einen Rückgang von 60 und für die Hellbrunner Wasserspiele um fast 68 Prozent, für die Salzwelten Hallein um gar 71 Prozent. Kein Wunder, es waren 2020 ja extrem wenige ausländische Gäste da. 74,1 Prozent Minus für die Salzburger Kinos – auch das eine verheerende Zahl.

Interessant, dass Brauchtumsgruppen und Schützenkompanien über den Fünf-Jahres-Raum deutlich an Mitglieder eingebüßt haben (-9,4 und -14,6 Prozent), auch für die Chöre ware es keine Boom-Zeit (-15,2 Prozent). So gut wie keine Mitglieder gingen den Blaskapellen im Bundesland verloren. Insgesamt wird jetzt viel mehr gewandert als vereinsgemeiert: Ein Mitglieder-Plus von 20,4 Prozent meldeten die alpinen Vereine.

Keinen Grund zum Jubeln hat die Volkshochschule (-40,9 Prozent), bemerkenswerterweise auch das Musikum. Dessen Schülerzahl betrug 2020 8.795, immerhin auch ein Minus von 11,3 Prozent gegenüber 2015. Die Universität Mozarteum hingegen wächst: 1.850 Studierende (+22,5), davon kamen 1.008 aus dem Ausland (+13,5).

Nicht unser Thema, aber irgendwie hat natürlich auch der Umgang mit Ressourcen mit Kultur, mit Lebenskultur zu tun. Wenn man im Zahlenspiegel liest, dass auf hundert Salzbürger 57,2 PKWs kommen und dass von 563.000 Bewohnern des Bundeslandes 250.000 Pendler im Durchschnitt 28,3 Kilometer zur Arbeit pendeln – da können einem schon die Grausbirnen aufsteigen. Ergebnisse gezielter Siedlungs-Politik sähen jedenfalls ganz anders aus. Immerhin: 129.432 Landsleute haben zur Arbeit eine fahrradfreundliche Distanz bis maximal zehn Kilometer zurückzulegen

Wir gehen mal hypothetisch davon aus, dass Kultur-Menschen deutlich weniger pendeln und weniger Benzin verbrauchen. Übrigens: Das durchschnittliche monatliche Bruttoeinkommen der unselbständig Beschäftigten lag in Salzburg 2020 bei 2.766 Euro. Davon können die meisten Menschen, die mit der Kultur ihre Brötchen verdienen, nur träumen.

Der aktuelle Zahlenspiegel des Landes online

 

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