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Cherubino alla vittoria!

STICH-WORT

26/01/23 Die Szene aus dem Figaro haben alle vor Augen und im Ohr: Cherubino, umtriebig in allen Damenzimmern, ist dem Grafen und Figaro gleichermaßen suspekt. Als der Graf den pubertätsgeilen Pagen zum Soldatendienst abkommandiert, ist das auch für Figaro ein g'fundenes Fressen.

Von Reinhard Kriechbaum

In der sogenannten Militärarie am Ende des ersten Akts der Oper Le nozze di Figaro malt der Titelheld mit spöttischem Unterton dem eben zum Offizier beförderten Cherubino das ihm vermeintlich bevorstehende Soldatenleben aus – und da vergeht dem jungen Mann das Lachen. „Im Geklirre wilder Waffen / Wirst du wenig ruhn und schlafen, / Schlecht gekleidet, ohne Strümpfe, / Über Hecken und durch Sümpfe, / Mit der Flinte auf dem Rücken / Springen bald und bald dich bücken!“ Schade eigentlich, dass Mozart-Opern so gut wie ausschließlich in Originalsprache zu hören sind. Wäre doch witzig, dieser Figaro-Arie wieder einmal in einer der altmodischen Libretto-Übersetzungen zu begegnen.

Aber hier soll von etwas anderem die Rede sein: Cherubino alla vittoria! heißt eine Ausstellung im Mozarthaus Wien, und die hält etwas Besonderes bereit: Kürzlich wurde ein österreichischer Militärmarsch aus der Mozart-Zeit aufgefunden, der eine frappante thematische Ähnlichkeit mit dem die Arie abschließenden Marsch aufweist. Kannte also Mozart diesen Militärmarsch, hat er ihn mit Absicht zitiert? Rechnete Mozart mit einem Wiedererkennungseffekt auf Zuhörerseite?

Der Figaro entstand jedenfalls zu einer Zeit, da kriegerische Scharmützel in Europa allgegenwärtig waren, nicht nur an der Türkenfront. Der Titel der Ausstellung Cherubino alla vittoria! ist ein Zitat aus der Arie, mit der Figaro den armen Cherubino das Fürchten lehrt. „Dort vergiß leises Flehn, süßes Wimmern, / Da, wo Lanzen und Schwerter dir schimmern, / Sei dein Herz unter Leichen und Trümmern / Nur voll Wärme für Ehre und Mut!“ Noch zu Mozarts Lebzeiten entstand eine Partiturabschrift mit deutschem Text von Goethes späterem Schwager Christian August Vulpius. Diese wird in der Wiener Ausstellung erstmals gezeigt.

Neben der These rund um die Entstehung der Figaro-Arie beleuchtet die Ausstellung anhand ausgewählter Objekte auch den Widerhall der Arie in nachfolgenden Werken der Militärmusik. Auch Mozarts kaisertreue, sich durch patriotisch-propagandistische Kompositionen ausdrückende Gesinnung ist ein Thema. Der Komponist selbst sollte die finanziellen Folgen des 1788 einsetzenden Türkenkriegs jedoch nur allzu deutlich zu spüren bekommen.

„Cherubino alla vittoria!“ ab 27. Jänner im Mozarthaus Wien – www.mozarthausvienna.at

 

 

 

 

 

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