Notenflug

STICH-WORT

28/03/24 Demnächst kommt der Osterhas' – aber manchmal gehen die Uhren in Salzburg, wie wir wissen, ganz anders. Vor Mozarts Geburtshaus kommt derzeit der Weihnachtsmann. Wie das?

Von Reinhard Kriechbaum

Eine Fahne aus weißem Segeltuch, durchsetzt mit transparenten, rot schimmernden Noten, ist seit wenigen Tagen ein Blickfang der Passantinnen und Passanten in der Getreidegasse. Notenflug. KV 265 ist eine Intervention des Salzburger Künstlers Andreas Feldinger für die Fassade von Mozarts Geburtshaus. „Je nach Sonnenstand und Wind zaubern die rot durchwirkten Noten leuchtende, tänzelnde Akzente auf die Fassade und die Getreidegasse“, wird die Sache in einer Presseaussendung der Stiftung Mozarteum poetisch beschrieben. Das sollte zumindest am Karsamstag und am Ostersonntag gut funktionieren, bestätigt unsere Wetter-App. An Sonne und Wind dürfte es an beiden Tagen nicht mangeln.

Was für Noten wehen da im Wind? Es ist Mozarts eigene Handschrift. Ah, vous dirai-je Maman KV 265 ist ein oft gespieltes Variationenwerk für Klavier. Die Melodie kennt man weltweit mit dem Text Twinkle, Twinkle, Little Star, im deutschsprachigen Raum kennen wir das Liedchen unter Morgen kommt der Weihnachtsmann. Das Stück sei „aufgrund seines internationalen Wiedererkennungswertes“ ausgewählt worden, heißt es. Die Stiftung Mozarteum traut den internationalen Getreidegassen-Flaneuren also zu, dass sie Noten auch ohne Notenlinien lesenkönnen. Die sind nämlich unterschlagen.

Linus Klumpner, Direktor der Mozart-Museen: „Die strahlend gelbe, ikonische Fassade von Mozarts Geburtshaus zieht Millionen Besucherinnen und Besucher aus aller Welt magisch an. Bestandteil des markanten Erscheinungsbildes ist seit Jahrzehnten die Flagge der Republik Österreich als Zeichen für das große nationale Kulturerbe, das in dem Haus beheimatet ist. Im Rahmen eines Kunstprojekts haben wir die Fahne temporär durch eine künstlerische Intervention ersetzt. Notenflug. KV 265 von Andreas Feldinger verleiht der Präsenz des Hauses in der Getreidegasse 9 nun eine künstlerische Leichtigkeit.“

Man wolle mit der Noten-Fahne auf zweierlei hinweisen: auf die Ambitionen der Internationalen Stiftung Mozarteum und der Mozart-Museen, Mozarts Erbe an dessen Geburtsort zu wahren, zugleich aber auch in die Welt hinaus zu trage, so Linus Klumpner.

"Mozart werde „auf sympathische Weise durch Licht- und Schattenspiele mit Leichtigkeit und ganz ungezwungen zu einem lebendigen Teil des Alltags“, hofft der Künstler Andreas Feldinger. „Die farbigen Notenbilder tanzen bei Sonnenschein, also vormittags, abhängig von Wetter und Jahreszeit, auf natürliche Weise über die Fassade und den Straßenraum und nehmen am Leben der Passantinnen und Passanten teil.“

Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher