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Kroatisch-Minihof

STICH-WORT

altVon Christina Repolust

28/01/11 John F. Kennedy hatte wohl noch keine PR-Berater, als er vor dem Brandenburger Tor in die Menge rief „Ich bin ein Berliner“. Das richtige Wort am richtigen Ort zur richtigen Zeit. Das ist vielleicht auch Begabung.

Ob Verteidigungsminister Darabos PR-Berater hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Wenn, dann schlechte, ganz ganz schlechte. Aber einmal, kürzlich, ist er ihnen entwischt und verglich die Offiziersgemeinschaft mit dem Fußballclub von Kroatisch-Minihof in der Kategorie „Privatmeinung“. Da hätte Bildungsministerin Schmied, neben Darabos sitzend, gleich einhaken und verlautbaren können: „Ja, Kroatisch-Minihof, da kenn ich die Bibliothek, die leistet Grundlagenarbeit. Leicht haben die es nicht mit dem Erhalt ihrer Sprache. Die Jungen leben in Wien, pendeln am Wochenende und erhalten in ihrem Ort die Kultur, die Sprache, die Gemeinschaft“. Schmied schwieg, sie hat halt Benehmen, wenn ihr Kollege in beinahe selbstmörderischer Absicht in den Fettnapf springt, den er sich sogar noch selber hingestellt hat.

Wie nah liegen Fettnäpfe und Wahrheitsanfälle beisammen? Immerhin, ein ORF-Kommentator hat diesen Fußballclub gegoogelt und manche Offiziere vielleicht auch, Google, Kroatisch-Minihof! Darabos kommt bekanntlich von dort, weiß, wovon er redet, zumindest in diesem Punkt. Wenn Reden von Politikern in deren Verbeugungshaltung vor dem Kleinformat so glatt sind wie die Gehsteige in Salzburg, dann wirkt die Metapher Kroatisch-Minihof erheiternd, erweckend, originell, rotzfrech und beinahe ganz ehrlich.

Eigentlich schade, dass der aus Großarl und der aus Kroatisch-Minihof nicht in einem der beiden Orte zusammen sitzen und auf die Privatmeinungen der Menschen am Stammtisch hören. Nur hören natürlich, sie wären dann ja auch privat, ganz privat dort und fast so charismatisch wie einst ein Berliner.

 

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