Vitamin D

STICH-WORT

07/07/11 Nun wissen wir es endlich - und die Meldung kommt natürlich gold-, pardon: sonnenrichtig zum Ferienauftakt: Mozart ist zu wenig an die Sonne gegangen. Nächtliches Komponieren hat ihn so früh das Leben gekostet.

"Hitziges Frieselfieber" hat der Arzt bekanntlich als Todesursache diagnostiziert. Was man sich darunter vorstellen könnte, darüber grübeln Musik- und Medizinhistoriker seit jeher mit unterschiedlichem Glück und oft bewundernswerter Fantasie. Eine neue, aparte Variante liefern nun Stoffwechselforscher aus Graz und San Francisco in der Zeitschrift "Medical Problems of Performing Artists": "Mozarts Vitamin D-Mangel dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, dass er ein derart schlechtes Immunsystem besaß und auch anfälliger für Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen war", erklärt Co-Autor Stefan Pilz von der Medizinischen Universität Graz gegenüber der Nachrichtenagentur "pte".

Welche Krankheit Mozart am 5. Dezember 1791 im Alter von 35 Jahren hinwegraffte? Infektionen der Lunge, Schleimhäute, Gelenke und des Rachens, rheumatisches Fieber sowie Syphilis und Fadenwürmern sind im Gespräch, wobei die Schönlein-Henoch purpura-Krankheit, Gehirnblutungen, Nieren- und Herzversagen, Aderlass oder auch Vergiftung den Tod herbeigeführt haben könnten. Für Stefan Pilz ist Vitamin D-Mangel "zumindest ein begünstigender Faktor" für viele dieser er-spekulierten Erkrankungen.

Das Defizit des Sonnenvitamins passe gut zu vielen der anderen diskutierten Todesursachen. Untermauern lasse sich die Hypothese durch den Lebenswandel Mozarts, der "oft nachts komponierte und sich folglich äußerst selten in der Sonne bewegte". Zudem waren Vitamin D-Mangel und direkt davon ausgelöste Erkrankungen wie etwa Rachitis zur Zeit des Musikers in Österreich weit verbreitet. Erst im 19. Jahrhundert setzte sich die Sonnenbestrahlung als Rachitis-Prävention und Tuberkulose-Therapie der Allgemeinbevölkerung durch. Dass Mozart schon im Oktober 1791 - kurz nach der "Zauberflöte"-Uraufführung am 30. September - schwer erkrankte und zwei Monate später starb, ist für Pilz kein Gegenargument. "Epidemiologische Studien zufolge ist der Vitamin D-Spiegel schon im Dezember sehr niedrig."

Hinzu komme, dass die winterliche Sonneneinstrahlung in Österreichs Breiten ohnehin kaum ausreicht, um genug Vitamin D in der Haut zu bilden. "Der Aufenthalt in der Sonne lässt das Vitamin nur dann signifikant entstehen, wenn man unbedeckte Haut direkt dem Sonnenlicht aussetzt", so der Grazer Endokrinologe.

Also, all ihr fleißigen Komponisten unserer Tage: Packt die Badehose ein, und raus an die Sonne! Ein durch ein Melanom zu Tode gekommener Komponist ist bisher nicht bekannt. Und bloß nicht nachts komponieren und den Tag unter der Bettdecke verbringen!
(pte/dpk-krie)