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Do-it-yourself

STICH-WORT

31/10/11 „Do-it-yourself bei Bestattungen im Trend“, meldet die Nachrichtenagentur „pte“ pünktlichst vor Allerheiligen. Ist damit gemeint, dass sich immer mehr Leute ihr Grab beizeiten selbst schaufeln? Weit daneben.

„Der Spartrend bei Begräbnissen setzt sich fort. Discont-Bestatter boomen und immer mehr Aufgaben werden von Angehörigen aus Kostengründen in Eigenregie übernommen“, erfahren wir aus der Pressemeldung. „78 Prozent der Deutschen wollen künftig bei der Bestattung ihrer Angehörigen mithelfen, wenngleich dies bisher erst 21 Prozent gemacht haben.“ Das zeige eine aktuelle Umfrage eines einschlägigen Online-Portals.

Was steht an im Fall des Falles, um das Börsel zu schönen? Zu den bevorzugten Aufgaben, die Angehörige übernehmen wollen, gehört die Auswahl der Trauermusik (71 Prozent), die Dekoration (53 Prozent) und das Halten der Trauerrede (37 Prozent). Traueranzeigen werden oft selbst aufgegeben oder die Trauerkarten gestaltet. Selten, aber öfter als früher wollen die Angehörigen auch Sarg oder Urne designen, die Formalitäten selbst erledigen oder den Sarg beim Begräbnis tragen.

Bis zu vierhundert Euro könne man sich ersparen, wenn man den Trauerredner einspart und sich selbst lobesame Worte ausdenkt. Aber es darf nicht nur um den schnöden Mammon gehen: Psychologen sehen in dieser Entwicklung die Rückkehr des Persönlichen in den Trauerprozess: „Die eigene Beteiligung hilft den Angehörigen sehr in der Trauer und kann sie aus ihrer Hilflosigkeit bei einem Todesfall herausholen“, so die Bestatterin und Trauerpsychologin Christine Pernlochner-Kügler.

Sparen durch Selbstmachen empfiehlt Pernlochner-Kügler bei Blumen und Kränzen speziell in der Wiesenblumen-Saison. Und sie sieht Optionen in der künstlerischen Ader der Hinterbliebenen, bei der Gestaltung von Sarg und Urne. "Beide können bemalt, besprayt, umstrickt oder umhäkelt werden."

Gar nicht hoch im Kurs steht es, an den Verstorbenen selbst Hand anzulegten. Das Waschen und Ankleiden der Leiche fand früher in der Regel zu Hause statt, bis der Tod ab den 1960er Jahren weitgehend in Heime und Spitäler verlegt wurde und der Bestatter zum Zug kam. „Eine Rückbesinnung hat auch bei dieser Aufgabe eingesetzt, doch gibt es hier noch die größten Berührungsängste, da die Leute es nicht mehr gewöhnt sind“, so die Trauerpsychologin. Während Bestatter dies routiniert und effizient erledigen, wird es deutlich zeitaufwändiger, wenn der Angehörige mithelfen will - und teurer. "Statt einer Dienstleistung wird die Aufgabe zum Ritual - und heilige Handlungen brauchen Zeit."

In Deutschland, so heißt es, gebe es einen Boom in Sachen „Diskont-Bestattung“, angeblich wird dort ein Viertel der Begräbnisse möglichst billig durchgeführt. In Österreich halte man demgegenüber noch mehr auf Formen. Meist versammle  sich noch immer der gesamte Familienverband am Grab und sei nach dem Begräbnis zum gemeinsamen Essen eingeladen. Der Pompfünebrer hat also noch nicht ausgedient. Und um den Leichenschmaus – was für eine geniale Wortschöpfung! – muss man sich hierzulande also Gott sei Dank auch keine Sorgen machen.

 

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