Quote

STICH-WORT

19/02/13 O tempora o mores! Männer haben auf Jahrzehnte schlechte Karten, wenn es um Straßennamen in der Stadt Salzburg geht. Bloß 34 Straßen sind derzeit nämlich nach Frauen benannt, das sind läppische drei Prozent aller öffentlichen Verkehrsflächen.

Von Reinhard Kriechbaum

Keine Frage, die Quote passt nicht. Dass in dieser Wunde ausgerechnet die ÖVP-Gemeinderätin Marlene Wörndl rührt und nicht die sonst eher auf Gendergerechtigkeit bedachte SPÖ (oder gar die Bürgerliste), ist auffallend. Aber Marlene Wörndl ist ja noch sehr jung und genießt damit gewisse innerparteiliche Denk-Freiräume.

Schon im Juli 2011, heißt es in einer Aussendung der ÖVP-Stadt, habe Marlene Wörndl den Antrag gestellt hat, bei künftigen Namensbenennungen verstärkt Frauennamen zu berücksichtigen. Mühlen mahlen oft langsam, und so soll schon morgen Donnerstag (21.2.) im Kulturausschuss „die neue Gangart bei der Benennung von Verkehrsflächen“ beschlossen werden.

Marlene Wörndl verweist auf eine Liste von verdienten Persönlichkeiten, die vom Stadtarchiv erstellt wurde. „Darunter findet sich unter anderem Barbara Krafft, die das wohl berühmteste Porträt von Wolfgang Amadeus Mozart gemalt hat.“ Die Malerin Irma Rafaela Toleda (sic!) steht laut Presseaussendung auch auf der Liste. Frau Toledo, wie sie wirklich heißt, hat im Verborgenen bei einem Bauern auf dem Schlenken die Nazi-Zeit überlebt. Ebenfalls reif als Straßen-Patin: Martha Weiser, die allererste Salzburger Stadträtin, die unter anderem das „Fest in Hellbrunn“ promotet und manch andere kulturellen Akzent gesetzt hat.

Das Stadtarchiv hat übrigens nicht nur Frauen namhaft gemacht: Leopold Kohr hat auch noch keine Straße, und auch nicht Erzbischof Karl Berg. Vergessen hat man im Stadtarchiv auf Maria von Trapp. Aber um sie und „Sound of Music“ wird zur Zeit ja ohnedies viel Wirbel gemacht. Vielleicht wird es ja auch mal mit dem Museum, wo auch immer, ernst. Wilfried Haslauer, dem dies seit Jahren unter den Fingern brennt, ist derzeit mit anderen Dingen ausgelastet.

Nicht so ein Anliegen scheinen Salzburgs Sportlerinnen zu sein. Aber die Zugkräftigsten sind halt doch inner Gebirg daheim. Keine Annemarie-Moser-Promenade, kein Hermann-Maier-Weg oder dergleichen. Und angesichts der bevorstehenden Kulturausschuss-Richtlinien in Sachen Frauen wird Marcel Hirscher mit seiner taufrischen Goldmedaille sowieso einpacken können.