Beifall

STICH-WORT

24/03/13 Ja damals, zu Karajans guten alten Zeiten! Da wusste man, was zu tun war nach den Oratorien- oder Mess-Aufführungen bei den Osterfestspielen. Oder genauer, was man lassen musste: das Applaudieren zum Beispiel.

Von Reinhard Kriechbaum

Das hatte sich der Meister nämlich strikt verbeten nach geistlicher Musik, wollte das Verdi-Requiem auch donnern wie es wollte. Nach einem „Parsifal“ übrigens auch. Davon erzählte der Dirigent Christian Thielemann am Rande eines Pressegesprächs am Sonntag (23.3.). Vor dreißig Jahren war Thielemann als Assistent Karajans dabei. Da gab es nach dem ersten Akt Beifall, erinnert sich der neue Osterfestspiel-Leiter. Nach der Pause habe Karajan mit einem Wink die Beifallspender zum Schweigen gebracht – und das war’s dann auch. Andächtige Stille nach dem zweiten Akt und auch am Ende

Wie will es Thielemann haben? Nach einem Konzert in der Kirche schon gar nicht, das geht im ganz wider die Natur. Geradezu „obszön“ empfinde er Klatschen in der Kirche. Seit 1951 macht die Dresdner Staatskapelle ein Konzert zur Erinnerung an die Bombardierung der Stadt. Die obligate Stille nach diesem Konzert beeindrucke ihn.

Will er morgen (Montag, 25.3.) und am Karfreitag (29.3.) im Großen Festspielhaus nach dem Brahms-Requiem auch keinen Beifall hören, fragte eine Kollegin. Darauf gab’s keine echte Antwort, nur den Verweis auf die spontanen Gefühle des Publikums.

So heiß also wird nicht gegessen. Wir sind so klug als wie zuvor.