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Männliches Aussterben

Von Reinhard Kriechbaum

„Die Zeit für die männliche Existenz läuft in fünf Mio. Jahren aus. Zu dieser Erkenntnis kommt die Wissenschaftlerin Jenny Graves der Australian Academy of Science und meint, dass der Prozess womöglich bereits gestartet hat.“ So beginnt eine aufrüttelnde pte-Meldung von heute Donnerstag (4.4.) morgen. Es geht nicht um Westernhelden oder so was, sondern um echte Männer, solche wie Du und ich. Der Grund „für das männliche Aussterben“ seien „die fragilen Y-Chromosome“. Die weiblichen X-Chromosome bestünden nämlich aus rund 1.000 gesunden Genen und seien bei Frauen zudem zwei Mal auffindbar. „Während das Y-Chromosom einst genauso viele Gene innehatte, verringerte sich ihre Zahl über Mio. von Jahren auf weniger als 100.“ Die Forscherin meint, das männliche Chromosom sei "Schrott" und ein evolutionärer Unfall. (Wir erinern uns, das so ähnlich schon da und dort gelesen zu haben.)

Messerscharfer Schluss: „Wenn Männer jedoch aussterben, ist das Ablaufdatum der Frauen auch nicht weit entfernt. Graves vermutet jedoch, dass während sich das Y-Chromosom allmählich auflöst, ein neues entstehen wird und sich somit eine neue menschliche Spezies entwickelt.“

Laut Pressemeldung stimmten dieser These freilich „längst nicht alle Wissenschaftler zu.“ Im Gegenteil: „Diese Aussage finde ich bedenklich. Die Funktionen der Chromosomen in stark/schwach oder gut/schlecht zu unterteilen, ist zu menschlich formuliert“, wird der Entwicklungsbiologe Klaus Richter am Genetik-Institut der Universität Salzburg zitiert. „Es besteht keine Gefahr. Das Y-Chromosom hat jetzt Mio. von Jahren gehalten“, korrigiert der Experte die Expertin und nimmt gar das Wort "unseriös" in den Mund. „Das sind Ergebnisse, die anhand von Zahlenspielen gemacht werden. Mit Zahlen kann man vieles ausdrücken, aber diese Aussage ist irrelevant“, führt Richter aus.

Wir argwöhnen auch, dass die Evolution schon vor Ablauf  der fünf Millionen Jahre die eine oder andere Überraschung breit hält. Und wie auch immer: Der Zeithorizont ist höchst beruhigend, so dass unsereiner das „männliche Aussterben“ in kleinen Schritten einüben kann. Damit wir das Aussterben dann auch wirklich mit Würde, sprich männlich, über die Bühne bringen.

 

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