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Der Mann, der Brecht nicht so sehr mochte

HINTERGRUND / DENKMAL

03/05/13 Ehre, wem Ehre gebührt? Josef Klaus, einem „Unsrigen“, der es einst zum Bundeskanzler brachte, hat man kürzlich  vor der Salzburger Universität im neuen UNIPARK Nonntal ein Denkmal gesetzt. Der Dachverband Salzburger Kulturstätten hat Bedenken.

016Die Künstlerin, die das Denkmal geschaffen hat – Christiane Pott-Schlager – sprach bei der Enthüllung von Josef Klaus als einem „Vordenker im Bereich der Kunst, Musik und Bildung“. Dem Dachverband Salzburger Kulturstätten fällt dazu unter anderem eine für Salzburg unrühmliche Festspiel-Story ein, bei der auch Klaus ein gewichtiges Wörtchen mitredete.

Der Neubau des Großen Festspielhauses, die Wiedereröffnung Residenzgalerie – das waren tatsächlich Punkte, die als Plus auf dem Konto von Josef Klaus (als Salzburger Landeshauptmann und späterem Bundeskanzler, ein paar Jahre lang auch einer ÖVP-Alleinregierung) stehen. Weniger toll ist die Sache mit Bertolt Brecht gelaufen, der um ein Haar Direktoriumsmitglied der Salzburger Festspiele geworden wäre. Der erz-rote, gar kommunistisch in der Wolle gefärbte Brecht in Salzburg? Eigentlich nicht nur in der zeit des Kalten Kriegs eine Denkunmöglichkeit…

Dem – nach der Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft 1935 durch die Nationalsozialisten – staatenlosen Bertolt Brecht war auf Empfehlung des Komponisten Gottfried von Einem als Direktoriumsmitglied der Salzburger Festspiele 1950 von der Salzburger Landesregierung die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen worden. Erst danach wurde Kritik laut und manchen wohl bewusst, dass Brecht ein "linker" politischer Künstler war. ÖVP und SPÖ – zu gleichen Teilen an der Einbürgerung beteiligt – wiesen jede Verantwortung zurück, die Salzburger Nachrichten schrieben, „ob man nicht jetzt doch den Festspielausschuß von Einem oder dem anderen säubern müsste“ – und Gottfried von Einem wurde auf Betreiben von Landeshauptmann Klaus wegen „Unterwanderung der Festspiele“ aus dem Direktorium ausgeschlossen. Bei der Kuratoriumssitzung beschimpfte der Salzburger Landeshauptmann den Komponisten Gottfried von Einem als „Schande für Österreich“.

A propos Schande für Österreich. Im Wahlkampf 1970 wurde Josef Klaus als „echter Österreicher“ plakatiert – man spielte damit auf die jüdische Herkunft Kreiskys an. Und noch eine Sache in diese Richtung hat der Dachverband ausgegraben: Bereits 1932 habe der katholisch-national eingestellte Josef Klaus als Leitungsmitglied der Deutschen Studentenschaft an der Wiener Universität ein Flugblatt gegen einen renommierten jüdischen Pharmakologen unterzeichnet und damit den Standpunkt vertreten, „dass Professoren jüdischer Volkszugehörigkeit akademische Würdestellen nicht bekleiden dürfen“.

Wie dem auch sei: Jetzt hat Josef Klaus sein Denkmal. Dass es ein paar Tage vor der Landtagswahl enthüllt wurde, soll uns nicht weiter wundern. Wer das Denkmal in Auftrag gegeben hat, wer es finanzierte, wer dafür warum den Grund zur Verfügung gestellt hat – das interessiert den Dachverband, der sich dazu einen Seitenhieb erlaubt auf Wilfried Haslauer: Für die Denkmalenthüllung habe er Zeit gefunden, nicht aber zu einer kulturpolitischen Diskussion, zu der ihn der Dachverband eingeladen hat. Haslauer verweigere dem Dachverband auch „seit Wochen“ einen gesprächstermin, heißt es in der Presseaussendung von Freitag (3.5.).
(Dachverband Salzburger Kulturstätten/dpk-krie)

Bild: Landesmedienzentrum

 

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