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Frauenpreise

STICH-WORT

30/12/13 „Frauenpreise“: Erfüllen sie die in sie gesetzten Hoffnungen, bringen sie den Preisträgerinnen tatsächlich Förderung und Anerkennung? Oder dienen sie lediglich als Feigenblatt, das über konkrete Benachteiligung von Frauen in der Gesellschaft hinwegtäuschen soll? Führen sie gar dazu, die Kategorie Frau weiterhin mit tradierten Attributen festzuschreiben?

Solchen Fragen ist die Wiener Pädagogin Karin Fellner in ihrer Masterarbeit „Frauenpreise in Österreich“ nachgegangen, die nun als Buch erschienen ist. Auch der Salzburger „Troll-Borostyàni-Preis“ ist Teil der Untersuchung.

Seit etwa zwanzig Jahren werden in Österreich Frauenpreise vergeben. Die Salzburger Frauenbüros waren hier also auch eine der Vorreiterinnen. Gegenstand wissenschaftlicher Forschung waren die Preise bisher nicht. „Karin Feller schließt hier eine wichtige Lücke“, betont Alexandra Schmidt, Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg.

Das Frauenbüro der Stadt Salzburg und die Stabsstelle für Chancengleichheit, Antidiskriminierung und Frauenförderung des Landes verleihen zum „Internationalen Frauentag“ seit 1996 die nach der ersten Salzburger Feministin Irma von Troll-Borostyàni benannte Auszeichnung. Frauen, Frauenprojekte oder Einrichtungen werden ausgezeichnet, wenn sie sich für eine emanzipatorische Frauenpolitik einsetzen, Zivilcourage zeigen oder wissenschaftlich tätig sind. Seit 2010 wird der Preis nicht mehr jährlich verliehen, sondern in größeren Abständen. Dadurch ist eine höhere Dotierung möglich.

Preisträgerinnen können Frauen, aber auch Institutionen sein. So ging der Troll-Borostyàni-Preis 2010 ans Frauenhaus Salzburg. 2008 betrachtete man genauer die Auseinandersetzung mit Geschlechterstereotypen, Rollenklischees und Diskriminierung von Frauen in der Schaufenstergestaltung und wählte die Modeboutique „Via Venty“ und den Weltladen Salzburg. 2005 wurden Bettina Dürnberger, Helga Hammerschmied & Sonja Ottenbacher, die ersten Bürgermeisterinnen im Bundesland, und die Dirigentin Elisabeth Fuchs ausgezeichnet.

057Irma von Troll-Borostyàni wurde 1847 im Haus Griesgasse 4 in Salzburg geboren und gilt bis heute als die erste Salzburger Frauenrechtlerin. Das Leben der Familie Troll verlief im bürgerlichen Rahmen gehobenen Beamtentums. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte Irma Troll in Salzburg, wo sie geprägt durch die liberale und auf Selbständigkeit abzielende Erziehung ihrer Mutter aufwuchs. Mit 23 Jahren fasste Irma Troll den Entschluss, Salzburg zu verlassen und so der beengenden Moral des Kleinstadtlebens zu entkommen. In Wien veröffentlichte sie ihr erstes Buch „Die Mission unserer Jahrhunderts. Eine Studie über Frauenfragen“ Protest, Aufsehen, aber auch Beifall erntete.

1882 kehrte die Feministin nach Salzburg zurück, heiratsbedingt war ihr Name nun Irma von Troll-Borostyáni. In der Kleinstadtidylle Salzburgs wurde ihr Auftreten als Provokation empfunden. Einerseits sorgte ihre radikal-feministische Einstellung und ihr Engagement im „Salzburger Freidenkerverein“ für Widerstand, andererseits stieß man sich an Troll-Borostyànis äußerer Erscheinung. Schon als junges Mädchen war sie als der „erste Bubikopf“ in Salzburg bekannt und auch nach ihrer Rückkehr aus Wien trug sie ihr Haar betont kurz. Ihr Erscheinungsbild war maskulin – Masche, Hemd, Sakko – verstärkt durch die Tatsache, dass sie öffentlich Zigarren rauchte. Am 10. Februar 1912 verstarb die 65-jährige Irma von Troll-Borostyàni an einem Gehirnschlag.

Karin Feller: „Frauenpreise in Österreich“. 137 Seiten, Löcker Verlag, Wien 2013. 19,80 Euro – www.loecker-verlag.at
Bild: Stadt Salzburg / Johannes Killer
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