Richard Strauss, eh klar

STICH-WORT

03/01/14 1864, also von 150 Jahren ist er in München zur Welt gekommen. Man wird also heuer mehr Strauss-Opern als sonst zu hören bekommen und unabhängig von der Witterung auch öfter mal auf eine symphonische Alpentour mitgenommen werden. Wie sieht es 2014 sonst aus mit musikalischen Jahresregenten?

Von Reinhard Kriechbaum

Christoph Willibald Gluck (1714–1787), vor dreihundert Jahren also geboren, ist der zweite wirklich namhafte Jahresjubilar heuer. „Mein Vater war Förstermeister in einem böhmischen Ort und hatte mich zu seinem Nachfolger bestimmt. Aber in meiner Heimat treibt alles Musik […] Leidenschaftlich für diese Kunst entflammt, kam ich erstaunlich schnell vorwärts, spielte mehrere Instrumente. Mein ganzes Sinnen und Trachten galt schließlich nun mehr der Musik und nicht dem Förster-Dasein.“ So Gluck in einer autobiographischen Notiz. Ordentlich durchforstet hat er die Welt der Oper trotzdem, seine Reform zielte darauf hin, wieder der echten Gefühlsregung Ausdruck zu geben, die er in der Opera seria in Formalismus erstarrt und in der Buffo-Oper allzu platt umgesetzt sah. Ab 1774 war Gluck in Wien Hofkomponist. 2014 ist auch ein Gedenkjahr für die französischen Opernkomponisten Eugen d’Albert (1864–1932) und Giacomo Meyerbeer (1791–1864).

Für jenen Stil, der heutzutage als „Wiener Klassik“ firmiert, haben dutzendweise Tonsetzer entscheidende Beiträge geleistet, die im heutigen Tschechien und an deutschen Fürstenhöfen wirkten – nicht nur in Mannheim, dem „Hotspot“ des neuen Stils. Manche davon feiern heuer Jubiläum: Friedrich Benda (geboren 1745) und Jan 069Koželuh (geboren 1738) sind vor zweihundert Jahren, 1814, gestorben. So wie auch Johann Friedrich Reichardt, von dem man wenigstens Lieder wie „Bunt sind schon die Wälder“ oder „Der Mond ist aufgegangen“ kennt. Das sind eben keine „Volkslieder“, sondern populär gewordene Kompositionen. Auch Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788) gehört in die Gruppe dieser Vor- oder Frühklassiker. Viel weniger bekannt Johann Anton Kobrich (1714–1791).

Vieles, was wir vom Musikleben dieser Epoche wissen, das hat einer verbreitet, der als Komponist vergessen ist, als emsig schreibender Musik-Reisender aber nach wie vor gerne zitiert wird: Charles Burney (1726–1814) war ein scharfsinniger und mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg haltender Beobachter seiner Epoche. Einer seiner Kollegen aus früheren Jahrhunderten war Johann Mattheson (1681–1764), der als Musikschriftsteller und Biograph hervortrat.

067Weiter zurück in die Geschichte: Jahresregenten sind Jean-Marie Leclair (1697–1764), Pietro Locatelli (1695–1764) , Jean-Philippe Rameau (1683–1764) und noch ein Jahrhundert früher, am Beginn der Barockära, Hans Leo Haßler (1564-1612).

Und in Österreich? Nur hierzulande und nur mit einem Werk ist Richard Heuberger (1850–1914) ein Begriff, nämlich mit der Operette „Der Opernball“. Vor hundert Jahren also ist der gebürtige Grazer gestorben, der Leiter der Wiener Singakademie wurde und es als Musikjournalist (als Nachfolger Eduard Hanslicks bei der „Neuen Freien Presse“) zu einigem lokalen Einfluss brachte. Seine vier Opern sind längst vergessen.

068Ebenfalls vor hundert Jahren ist Ivan Zajc (1832-1914) gestorben. Er gilt heute als einer der Nationalkomponisten Kroatiens, war freilich politisch gesehen Österreicher: Seine Geburtsstadt Rijeka gehörte zur Monarchie. Zajc ging 1862 nach Wien und fand hier mit Operetten „Der Junge auf dem Boot“, 1863, oder „Die Boasische Hexe“, 1866) Aufmerksamkeit. Davon redet heute keiner mehr. Dafür halten ihn die Kroaten hoch, denn in seinen in den 1870er Jahren entstandenen Werken „Mislav“, „Ban Leget“, „Nikola Šubi? Zrinjski“ oder „Lizinka“ hat Ivan Zajc seinem politischen Sinnen, der Loslösung Kroatiens von der Monarchie, ausgiebig Opern-Ton gegeben.

Auch ein hierzulande Vergessener, der in Monarchie-Zeiten eigentlich Österreicher war: Der Tscheche Josef Proksch (1794–1864) ist einerseits als Lehrer von Smetana in die Musikgeschichte eingegangen, und er war derjenige, der pianistischen Gruppenunterricht „erfunden“ und methodisch untermauert hat.

Vor hundert Jahren wurde Hermann Kronsteiner (1914–1994) geboren. Der Linzer hat sich als Kirchenmusikkomponist hervorgetan, als nach dem Konzil plötzlich viele Texte in deutscher Sprache zu vertonen waren. Alma Mahler-Werfel (1879–1964), gestorben vor fünfzig Jahren, ist eher als Salon-Dame, als Gattin des Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler, des Architekten Walter Gropius und des Dichters Franz Werfel und zwischendurch als Gespielin des Malers Oskar Kokoschka in die Geschichte eingegangen. Sie hat auch komponiert, ein paar Lieder sind erhalten.