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Spezialmittel gegen den Ungeist

STICH-WORT

09/02/15 Die am Wochenende beschmierte Gedenktafel an die Bücherverbrennung durch die Nazis 1938 am Residenzplatz wurde von Mitarbeitern des Magistrats heute Montag (9.2.) umgehend grundgereinigt, meldet die Stadt Salzburg.

Am Dienstag folge noch die Feinarbeit mit einem Spezialmittel. Ein Spezialmittel gegen den Ungeist, der hinter solchen Vandalenakten steht, ist freilich noch nicht gefunden. Bürgermeister Heinz Schaden: „Wir halten dagegen und stehen gemeinsam gegen diesen widerlichen Ungeist und seine Schandtaten auf. Mir kann niemand erzählen, dass der Heine-Spruch auf der Tafel ‚Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen‘ irgendwie unklar ist. Was sind das nur für Leute, die heute noch eine Diktatur verherrlichen, die den Holocaust mit über sechs Millionen getöteten Menschen auf dem Gewissen hat?“
Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer sagt: „Ich sehe mich bestärkt, unsere Aktion ‚#88gegenrechts!‘ weiter voranzutreiben. Quer durch die politischen Parteien im Gemeinderat werden diese Schändungen verurteilt. Besonders freut mich, dass schon sehr viele Salzburgerinnen und Salzburger von sich aus Farbe bekennen und aktiv mitmachen.“

Die Initiative ‚#88gegenrechts!‘ wurde vor zwei Wochen, am 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz, ins Leben gerufen. Initiatorin Anja Hagenauer: „Unser Ziel ist eine große Welle der Solidarität. Denn wir sind alle miteinander verantwortlich, den Jungen eine offene, vielfältige und respektvolle Stadt Salzburg weiterzugeben. Extremismus hat hier keinen Platz.“
Viele Menschen aus den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Bildung, Sport und Religionen unterstützen die Aktion „#88gegenrechts!“. Mit der Zahl 88 hat man ganz bewusst eine Neonazi-Symbolik umgedeutet; Der achte Buchstabe im Alphabet ist das H, HH steht für Heil Hitler. „Wir wollen den Ewiggestrigen damit auch ihre Symbole wegnehmen. Unser Jugendbüro hat dazu ein sehr gelungenes Sujet entwickelt“, so Hagenauer.

Der Schriftsteller Karl-Markus Gauß sagt: „Ich unterstütze diese Aktion, weil ich Dummheit nicht für harmlos halte. Die rechtsradikalen Halbstarken, die Salzburg zu ihrem Revier zu machen versuchen und den öffentlichen Raum als Deponie für ihre Naziparolen betrachten, sind zwar dumm, aber nicht harmlos. Unverantwortlich wäre es, sich mit ihnen abzufinden und nichts zu tun, als angewidert den Kopf zu schütteln.“
Graffiti-Künstlerin Tamara Volgger erklärt: „In meiner mehrjährigen Erfahrung in der Jugendarbeit konnte ich beobachten, dass Rechtsextremismus für einige junge Menschen eine Art Trend ist und sie sich bei den Neonazis als Subkultur auf Grund der Zusammengehörigkeit wohlfühlen. Als Künstlerin will ich nicht nur Jugendliche, sondern die gesamte Gesellschaft auf dieses Problem aufmerksam machen und mit einem kreativen Werk an einer der legalen Graffitiwände Salzburgs die Menschen zum Nachdenken anregen.“ Besonders als Graffitikünstlerin sei ihr die Initiative „88 gegen rechts!“ ein Anliegen, da es immer wieder zu Vandalismus komme und rechtsextreme Symbole an Wände gesprüht werden. „Davon will sich die Salzburger Graffitiszene, die aus der Hip Hop Subkultur stammt und somit multikultureller und anti-rechtsextremer Gesinnung ist, klar abgrenzen.“ (InfoZ/dpk) Die Aktion „#88gegenrechts!“ auf Facebook Die Stadt Salzburg hat auch eine „Chronologie der Schandtaten“ zusammengestellt:

Bild: Stadt Salzburg / Johannes Killer

 

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