Buhlschaft

STICH-WORT

30/08/15 So schlank wie Brigitte Hobmeier muss die künftige Buhlschaft gar nicht unbedingt sein: Schließlich sind die Festspiele nicht geizig. Für das bis gestern Samstag (29.8.) aktuelle Kleid der Buhlschaft haben sie nicht weniger als 32 Meter Stoff verarbeitet.

Von Reinhard Kriechbaum

Da ginge sich also auch eine Jedermann-Gespielin mit etwas rundlicherer Figur aus, bei so viel Stoff. Die Sache mit den 32 Metern erfährt man in der Ausstellung „Die Kleider der Buhlschaft“, die noch bis 1. November im DomQuartier zu sehen ist. Die vielen textilen Laufmeter machen auch deshalb Effekt, weil Brigitte Hobmeier in der aktuellen Jedermann-Inszenierung ja mit dem Fahrrad auf die Bühne kam und so richtig Wind machte um sich und ihr Kleid.

Das wird – so man dieses Inszenierungs-Detail beibehält – schwierig sein: eine Buhlschaft zu finden, die sich auch aufs Pedaletreten versteht und womöglich ein paar Balance-Spompanadeln drauf hat. Aber wahrscheinlich ist ja doch, dass man sich etwas anderes ausdenken wird. Darüber, wer in Frage käme als neue Buhlschaft, wird derzeit noch nicht mal spekuliert (es wurde nur medial gemutmaßt, dass Cornelius Obonya weiterhin der Jedermann sein wird).

Fest steht jedenfalls: Brigitte Hobmeier wird nicht mehr zu sehen sein, sie hat gestern Samstag (29.8.) das letzte Mal vor dem Dom gespielt. In dieser Rolle jedenfalls. Bis sie für die Guten Werke oder gar Jedermanns Mutter infrage kommt, wird noch etwas Wasser die Salzach hinunter rinnen müssen.

Drei Jahre war Brigitte Hobmeier die Buhlschaft. Dass die jungen Damen an der Seite der Jedermänner öfters mal wechseln, ist nicht außergewöhnlich. 32 Damen haben bisher die Rolle gespielt, ihnen stehen 17 Jedermann-Mimen gegenüber. Statistisch hält eine Buhlschaft bei 655 Aufführungen seit 1920 exakt 6,8 Jahre durch. Es muss also was dran sein am verflixten siebenten Jahr. Die Liaison mit einer Buhlschaft währt im Durchschnitt 20,5 Aufführungen. In letzter Zeit sind pro Buhlschaft der Aufführungen eher mehr, der Jahre deutlich weniger.

Warum die Buhlschaft so heißt, wie sie heißt? Vom mittelhochdeutschen „buole“ leitet sich der Begriff ab, und das meinte Schlafplatz. Die Buhle ist eine Beischläferin. Klingt irgendwie unromantisch, aber das tut der Anziehungskraft der Rolle keinen Abbruch. Warum die Buhlschaft attraktiv ist? Das Maß an PR, das die jeweilige Schauspielerin bekommt, und die Zahl der für den Auftritt auswendig zu lernenden Sätze stehen in überhaupt keinem Verhältnis zueinander. Da zahlte es sich vielleicht sogar aus, Fahrradfahren zu üben.

Bild: Salzburger Festspiele / Forster