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Wir haben Silvester hinter uns...

STICH-WORT

02/01/16 ...aber wer sind die nächsten im Lande? Es sind die orthodoxen Christen, soweit sie sich nach wie vor an den julianischen Kalender halten. Ihr Neujahr ist am 14. Jänner. Auch nicht mehr lang müssen die Chinesen auf das Neujahrsfest warten.

Von Reinhard Kriechbaum

In China, Hongkong, Vietnam, Korea, Thailand und Taiwan gilt Neujahr als das größte Fest im Jahrlauf,es wird heutzutage zu Neumond zwischen 21. Jänner und 19. Februar gefeiert. Heuer am 8. Februar.

Die Vorbereitungen für den Neujahrsabend beginnen meist einige Tage vor dem Jahreswechsel mit dem Dekorieren der Häuser mit Glückssymbolen – dazu zählen die Farbe Rot, daher rote Lampen, Bänder mit Glück bringenden Neujahrssprüchen, Papierschnitte mit Glückssymbolen sowie goldene Glückszeichen an den Wänden der Häuser. Am letzten Tag des alten Jahres werden Gebete für die Seelen der Vorfahren gesprochen. Die Kinder bekommen Kleidung, Mandarinen und Geldgeschenke, die in roten Kuverts übergeben werden. Um etwa 23 Uhr lässt man das neue Jahr durch geöffnete Fenster ins Haus. Feuerwerke werden abgeschossen und Räucherstäbchen entzündet, viele Lichter und offene Fenster weisen dem Glück den Weg in die Häuser der Menschen. Süße Speisen sollen das neue Jahr versüßen. Schwarze Kleidung – in der Farbe des Unglücks – und weiße als Zeichen der Trauer sollen vermieden werden. Das alte chinesische Mahjongg-Spiel für vier Personen ist sehr beliebt, wobei aber dazugesagt werden muss, dass die originalen Regeln wenig mit jenem Würfel-Wegräumspiel zu tun haben, als das Mahjongg uns auf dem Computer begegnet. Die Feierlichkeiten enden 15 Tage nach dem Neujahrstag in der ersten Vollmondnacht des Jahres mit dem Laternenfest. In großen Umzügen werden Laternen durch die Straßen getragen und Drachen- bzw. Löwentänze aufgeführt. Die Umzugsdrachen aus Bambus, Seide und Papier sind zum Teil mehrere Meter lang.

In Ländern, in denen der Theravada-Buddhismus vorherrscht, findet das Neujahrsfest meist Mitte April statt. So zum Beispiel in Sri Lanka, Myanmar, Thailand, Kambodscha und Laos. Therevada ist die älteste buddhistische Schule.

Für die Muslime ist das aktuelle Jahr noch vergleichsweise jung, daher müssen sie auf den nächsten Jahreswechsel relativ lange warten: Erst am 3. Oktober 2016 ist es für sie das nächste Mal so weit, da steigen sie ein ins Jahr 1438. Auch das islamische Jahr richtet sich nach dem Mond, bei Monatslängen zwischen 29 und 30 Tagen. Die elf Tage, die sich gegenüber dem Sonnenjahr nicht ausgehen (das sind unsere „Rauhnächte“) werden dort nicht eingebracht, also verschiebt sich das Neujahrsfest und wandert im Lauf von 33 Jahren einmal durch die zwölf Monate. „Ras as-sana“ heißt das Fest (رأس ا), der 1. Muharram entspricht unserem Neujahrstag. Gedacht wird an diesem Festtag der Hidschra (Auswanderung) des Propheten Mohammad und seiner Anhänger von Mekka nach Medina am 15./16. Juli 622 n. Chr. Dieser Tag ist der Beginn der islamischen Zeitrechnung. Da im islamischen Kalender der Tag mit Sonnenuntergang beginnt (im Christentum ist's eigentlich nicht anders), wird Neujahr am Vorabend des Neujahrstages abgehalten. Was für uns die Knallerei zu Silvester, das ist den Muslimen Musik auf traditionellen Blasinstrumenten. Das Festessen besteht meist aus sieben Zutaten: Mehlbeeren, Süßgebäck, einer Münze, grüne Weizentriebe, ein Apfel,

Essig und Knoblauch. Das alle steht für Glück, Gesundheit, Wohlergehen und Fruchtbarkeit. Für die Gläubigen der schiitischen Glaubensrichtung bedeutet dieser Tag nicht nur den Anfang eines neuen Jahres, sondern auch den Beginn der Trauerzeit, die dann im Aschura-Tag gipfelt. Daher ist für sie der Jahresbeginn eher ein Gedenk- als ein Festtag.

Unter den muslimischen Gläubigen im Iran hat sich eine regionale Eigenart des islamischen Neujahrs entwickelt. Nouruz/Nevruz bezeichnet das Neujahrsfest der iranischen Muslime. Das persische Jahr beginnt mit der astronomischen Frühlings-Tag- und Nachtgleiche am 21. März. Ein nahe liegender Termin, wenn alles in der Natur grünt und sprießt.

Praktiziert wird das Neujahrsfest mit sieben Dingen (haft sin), die auf Persisch mit dem Buchstaben „S“ beginnen. Darunter sind auch die bereits erwähnten traditionellen Zutaten zu finden; Koriander und Küchenkräuter werden meist ergänzt. Der Tisch wird mit gefärbten Eiern geschmückt. Dabei steht Rot für das Leben und Grün für den Propheten. Auch sind Kerzen, die an das heilige Feuer und Reinheit erinnern, Zitrusfrüchte, Wasser und Hyazinthen als Symbol für die Natur, vorzufinden. Nach gegenseitigem Beschenken und dem Vortragen von Gedichten im Kreis der Familie, wird einander vergeben.

Die Aleviten begehen am 21. März auch den Geburtstag Alis; er ist der Cousin und Schwiegersohn des Propheten Muhammed. Ali Ibu Abi Talib ist für Aleviten und Schiiten der rechtmäßige Nachfolger des Propheten. Alle Feste der Aleviten werden in der Gemeinschaft gefeiert. Soziale Bande werden an diesem Tag durch Besuche und Geschenke gestärkt. Zum Fest gehören der Besuch von Mausoleen, Gebete, rituelle Musik und der spezifische Tanz (Semah).

Auch im Bahá’í-Kalender ist am 21. März Neujahr, „Naw Ruz“ oder „Nouruz“ heißt der Tag. Das führt uns vom Namen her zu den Juden. „Rosch Haschana“ heißt bei ihnen das Neujahrsfest, heuer am 3./4. Oktober (wie bei den Muslimen). „Ein’ guten Rosch!“ sagte man im Jiddischen, und da kommt bekanntlich unser Wunsch nach einem „guten Rutsch“ her. Man befindet sich quasi auf ethymologischen Glatteis. Gegenüber den Muslimen ist die jüdische Zeitrechnung wirklich „biblisch“ alt, man geht im kommenden Herbst ins Jahr 5777. Rosch Haschana heißt übersetzt „Haupt des Jahres“. In der Thora wird das Fest auch „Tag des Gedenkens“ (Jom HaSikaron) oder „Tag des Posaunenhalls“ (Yom Teruah) genannt. Mit diesem Tag beginnt eine zehntägige Periode der Besinnung auf Gott und das Gesetz bzw. der Reue und Umkehr. Sie mündet in den Jom Kippur, den Versöhnungstag. Es sind die „Furchtbaren Tage“ oder „Tage der Ehrfurcht“. Es sind ernste Tage, die zur Umkehr vor dem Urteil über die Menschen aufrufen, erinnern an die Rolle Gottes als König und Richter des Universums auf und heben die Notwendigkeit hervor, die Gesetze zu befolgen.

All das erfährt man – online und in unterschiedlichen papierener Kalender-Formaten – aus dem „Kalender der Religionen 2016“. Auch heuer hat das Salzburger Landesinstitut für Volkskunde diesen Kalender herausgegeben. Er enthällt viele Informationen zu den Festen der fünf großen Weltreligionen: Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus und Buddhismus. Laufend kommen online Fachartikel zu den unterschiedlichsten Festen hinzu.
Zu bestellen im Salzburger Landesinstitut für Volkskunde, Michael-Pacher-Straße 40, 5020 Salzburg, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Der Kalender der Religionen online: www.salzburgervolkskultur.at

 

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