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Das neue Amtsdeutsch

GLOSSE

Von Werner Thuswaldner

30/09/16 Das Amtsdeutsch klingt nicht selten wie eine Geheimsprache. Das soll sich ändern. Die Verwaltungen in Graz, in Salzburg und verschiedene Dienststellen des Wiener Magistrats sind aktiv geworden. Beamte werden geschult, sich verständlich auszudrücken. Gesetze, Verordnungen, Bestimmungen und Mittteilungen sollen nicht länger grotesk und verquer daherkommen, sondern geradeheraus kundtun, was gemeint ist. Zu diesem Zweck wurde ein großes Reformwerk gestartet. Da und dort sollen schon verblüffende Einzelergebnisse sichtbar geworden sein.

Dieses Mammutwerk braucht nicht den Beamten allein überlassen zu werden. Sie sollten tatkräftige Hilfe von den vielen bis über die Grenzen hinaus bekannten österreichischen Schriftstellerinnen (darunter eine Nobelpreisträgerin) und Schriftstellern bekommen. Begabt mit der Kompetenz, Sprachkunstwerke zu verfassen, müsste es ein Leichtes für sie sein, ein neues Amtsdeutsch mit hohen poetischen Qualitäten zu schaffen. Haben diese Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die einen hohen Anteil an unseren berühmten Söhnen und Töchtern ausmachen, weil sie für das Schöne begnadet sind, im Lauf ihrer literarischen Karriere nicht immer wieder Stipendien und andere öffentliche Unterstützungen erhalten? Also wäre es nur recht und billig, von ihnen zu verlangen, der Allgemeinheit etwas zurückzugeben. Eine Stunde am Tag für das kraftvoll poetische Formulieren von Gesetzen und Bestimmungen wäre wohl nicht zu viel verlangt. Ob auch Mundartdichterinnen und Mundartdichter mitwirken sollten, muss wohl noch diskutiert werden.

Übrigens wird es Geduld brauchen. Das ist am Beispiel jenes Beamten der MA23 in Wien, Klemens Himpele, zu sehen, der zum Teil schon in das Reich der neuen Sprache eingedrungen ist. Seine Sorge etwa um die Abnahme der Einwohnerzahl in einzelnen Bezirken Wiens (Innere Stadt, Hitzing, Döbling) drückte er so aus:

„Wir wissen, dass dort eher ältere Menschen leben, die dazu neigen, keine Kinder mehr zu bekommen.“ Noch eine zweite Eigenheit stellt Klemens Himpele bei den alten Leuten fest: Gleichzeitig steige dem Alter entsprechend auch die Sterbewahrscheinlichkeit.

Man sieht: Das Ideal ist erst erreicht, wenn Sprachvermögen und Scharfsinn zusammenkommen.

 

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