Each One Teach One

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

08/02/18 Wenn man die Presseunterlagen zur neuen gemeinsamen Kulturinitiative „kulturschiene“ von ÖBB und Stadt Salzburg mal durchputzt, dann bliebt vor allem einmal ein ziemlich voller Mülleimer mit zeitgeistigen englischer Schlagworten übrig.

Aber davon sollte man sich nicht gleich abschrecken lassen. Sich etwas für den Südtirolerplatz auszudenken, ist höchst notwendig. Aufs Loch folgte dort die Betonwüstenei. Bahnhofsvorplätze sind auch anderswo nicht mehr als Durchgangsorte, kaum irgendwo wird man an der Zug-Endstation so empfangen, dass man sich dort spontan wohl fühlte (na ja, Venedig/Santa Lucia hat schon was...). ÖBB und Stadt Salzburg sind also durchaus genuin Verbündete wenn es darum geht, den Platz anziehender zu machen.

Dass man das mit Straßenkunst angeht, hat Charme. In Salzburg krankt letztlich vieles daran, dass alles gen Altstadt drängt, die Kultur ganz besonders. Dort ist alles zu klein, zu eng, zu vollgestopft. Ein Festival wie „La strada“ in Graz wäre in Salzburg schon aus geographischen und sozio-touristischen Gründen undenkbar. Da bietet sich der Bahnhofsvorplatz an. Die Tagesgäste eilen sowieso über ihn hinweg, der Barockkulisse zu. Wieso also sollte man nicht Salzburger anlocken auf eine naturgegeben tourismusfreie Fläche? (Noch prädestinierter wäre nur der Europark, weil dort sind die Salzburger schon.)

Was die vielen Schlagworte und die vorerst noch weitgehende Programm-Leere der kulturschiene angeht, sollte man Optimismus walten lassen. Die Sache hört sich so an, dass die Organisatoren die Angelegenheit mal probierend, erprobend, tastend angehen. Man haut nicht gleich auf den Putz und stülpt kein fixfertiges Programm über den Noch-Un-Ort. Mal schauen, was sich entwickelt.

Dem Publikum hat man „Each One Teach One“ verordnet (damit ist gemeint, dass Leute auch animiert werden sollen, es selbst zu versuchen mit kultureller Betätigung). Dieses „Each One Teach One“ berücksichtigen die Veranstalter scheint's auch für sich selbst. Man wird wohl aufeinander hören und voneinander lernen, das ist wohl das „socialising“ in der Straßenkunst, das in der kulturschiene auch irgendwo als Schlagwort auftaucht.

Zur Meldung Nicht weiter ein Kultur-Un-Ort sein