Zur freien Entnahme

GLOSSE

Von Werner Thuswaldner

30/03/18 Nicht zu voreilig komme einer zur Annahme, er kenne sich in der deutschen Sprache einigermaßen aus. Viele machen von ihr einen seltsamen Gebrauch.

Den Dichtern wird es nachgesehen, wenn sie sich eigenwillig ausdrücken. Es gehört zu den Eigenheiten ihres Berufs. Aber da sind noch andere, die auf einem Sonderstatus beharren: So etwa haben die Gauner und die Jäger ihren eigenen Jargon. Sie verwenden Spezialausdrücke, vermutlich mit dem Hintersinn ihre Sonderstellung in der Gesellschaft zu unterstreichen.

In jüngerer Zeit war mehrmals in Zeitungen zu lesen, dass der Wolf in unseren Breiten wieder aufgetaucht sei und dass nicht alle ihre Freude damit hätten. Was tun? Dass sie abgeknallt werden sollten, drücken die Jäger so aus: Um eine Entnahme werde man nicht umhinkönnen. Biber, die auch nicht sehr willkommen sind, werden mittlerweile in großer Zahl bereits entnommen.

Neuerdings scheinen außer Gaunern und Jägern Berufsgruppen einen Sonderstatus für sich zu beanspruchen, die man bisher für normal gehalten hat: Etwa Leute, die auf den Almen aufs Rindvieh aufpassen. Ihre Tätigkeit wird, wie dieser Tage von einem Agrarexperten zu lesen war, „Behirtung“ genannt.