Das war's mit Pfingsten

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

06/04/20 Das also war's mit den Pfingstfestspielen für heuer. Eigentlich hätte man erst am Dienstag nach Ostern entscheiden wollen, aber die Realität hat den Stufenplan der Festspiele überrollt: Zu Pfingsten darf es in Österreich noch keine Veranstaltungen geben.

Nicht, dass wir überrascht wären. Salzburger Pfingstfestspiele in knapp acht Wochen wären aus mehreren Gründen heraus praktisch ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Bei uns zeichnet sich zwar ein merkbarer Rückgang der Corona-Infektionen ab, die Wegweiser stehen auf Entspannung. Aber in den Ländern rundum schnellen sowohl die Zahlen der Erkrankten als auch jene der Todesfälle in die Höhe. Selbst wer aus Deutschland kommt, braucht derzeit ein Attest oder muss für zwei Wochen in Quarantäne. Da ist noch keine Lockerung in Sicht. Hätte man also Cecilia Bartoli für 14 Tage in häusliche Isolation geschickt, bevor sie in die Proben für Don Pasquale gegangen wäre (sie hätte die Norina gesungen)? Dasselbe hätte fürs ganze Ensemble gegolten.

Aber genau so wie für die Künstlerinnen und Künstler gilt der Verlust der Bewegungsfreiheit fürs Publikum. In Zeiten wie diesen, da so gut wie alle Grenzen innerhalb Europas geschlossen sind, ist Reisetätigkeit Ende Mai (die Pfingstfestspiele hätten von 29. Mai bis 1. Juni gedauert) unrealistisch. Mit wem also die Festspielhäuser füllen? Mit heimischem Publikum wären – zu Festspielpreisen – selbst zwei Vorstellungen des Don Pasquale kaum voll zu bekommen.

Genau dieser Punkt wird auch das Kernproblem im Sommer sein. Kein Touristiker rechnet ernsthaft mit einer unbehinderten Sommersaison. Von Interkontinentalreisen gar nicht zu reden. Ob und wie auch immer man im Sommer 2020 in Salzburg festspielt: Es läuft vermutlich auf ein gestutztes Programm, auf ein verkürztes Festival hinaus. Not-Festspiele anstatt Jubiläums-Festspiele: Das scheint unterdessen durchaus wahrscheinlich.

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