Mindestabstand!

GLOSSE

Von Reinhard Kriechbaum

08/05/20 In Blasrichtung mindestens zwölf Meter Abstand zur nächsten Person, in die andere Richtungen mindestens drei Meter. Das geben Arbeitsmediziner der deutschen Unfallversicherung als Schutz-Standard für Bühnen und Studios vor.

Für die Orchesteraufstellung nach „neuer Normalität“ sollte demnach ein Fußballfeld wohl reichen. Für Beethovens Neunte wird man ob des nötigen Schlusschores damit eher nicht auskommen, denn für Sänger geltgen sechs Meter Anstand als Richtmaß. Und Mahlers Sinfonie der Tausend? Da wird viel Grünland dran glauben müssen. Um Wald-Rodungen wird man nicht herumkommen, so man nicht die Aufführungen dieses Werks so lange aussetzt, bis Schutzimpfungen möglich sind und die Herdenimmunität gesichert ist.

Die Empfehlungen der deutschen Unfallversicherung an Musiker und Theaterleute sind überhaupt eine unschätzbare Anleitung zum sicheren (Über-)Leben in der Kulturbranche. Kostümproben im Theater? Schneiderpuppen statt Menschen ist die Vorgabe. Das bringt uns auf die Idee, dass man fürderhin intimere Szenen auf der Bühne wenn schon nicht mit Schneiderpuppen, so doch mit attraktiveren Placebos lösen könnte. „Exzessiv sprechende“ Menschen sollten nämlich sechs Meter Abstand einhalten. Mit Bühnenküssen geht da also gar nichts. Wir empfehlen das einschlägige Angebot von Beate Uhse. Sollten dort demnächst die Regale mit den aufblasbaren Gespielinnen leer sein, waren das eher nicht frustrierte Ehemänner. Es sind die Folgen von Hamsterkäufen aus der Theaterbranche.

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