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Geistes-Gegenwart wäre gefragt

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

08/09/20 „Kunst ist für Österreich nicht nur systemrelevant, sondern gesellschaftlich und wirtschaftlich lebensnotwendig.“ Das haben die Rektorinnen und Rektoren der Kunstuniversitäten in einer gemeinsamen Stellungnahme an die Bundesregierung geschrieben.

Sie (und auch viele Kolleginnen und Kollegen anderer universitärer Sparten) sind nicht ohne Grund verärgert. Nicht nur, weil für eine Technische Universität in Linz offenbar auch in schwierigster wirtschaftlicher Lage Geld da ist.

Sieht man in Universitäten generell Brutstätten des Geistes, so könnte man auch sagen: In der Corona-Krise waren es diese Denk-Nester, die als erstes zusperren mussten. Noch vor den Wirtshäusern. Die Theater und Kunst-Stätten aller Art kamen gleich in einem Aufwasch dran. Die Bildung generell bis hinunter zur Volksschule. Man darf nicht Verschwörungstheorien nachhängen, und argwöhnen, dass unsere weisen Staatslenker nichts weniger wollen als reife, selbständig denkende und kreative Bürger. Aber es ist wohl so: Den jungen Leuten an den Universitäten hätte man im März mit gutem Willen durchaus einen gesundheitsbewussten Umgang miteinander verklickern können, ohne gleich alles dicht zu machen.

Wir erleben gerade an der Salzburger Universität, wie die Geisteswissenschaften (inklusive Theologie, die ja auch gesellschaftlich relevante Schlüsselkompetenzen vermittelt) zugunsten der technischen „Hardware“ wenn schon nicht minimiert, so doch zumindest in den Hintergrund gedrängt werden. Die Sache hat auch an anderen Universitätsstandorten System. Generell müssen nicht nur die die als „Orchideenfächer“ diffamierten Studienzweige, sondern auch durchaus „realistische“ Geisteswissenschaften wie die Institute für (Fremd-)Sprachen andauernd ihre Daseinsberechtigung rechtfertigen. Der Druck ist enorm, der Kampf um Lukrierung von Mitteln aus der Wirtschaft gerade für die Geisteswissenschaften letztlich ruinös.

Demgegenüber betonen die Rektorinnen und Rektoren der Kunstuniversitäten: „Eine singuläre Fokussierung auf Technologie wäre fatal für die Entwicklung unserer Gesellschaft.“ Ihr Wort in Gottes, Kurzens und Faßmanns Ohr. Und auch in Salzburg könnte man kurz dem Trott des Glaubens an die allein seligmachende Technologie und Künstliche Intelligenz Einhalt gebieten (nicht einmal die Universität Mozarteum selbst ist da ungefährdet). Hier könnte man leicht und glaubwürdig auf künstlerische und geisteswissenschaftliche Exzellenz setzen. Das wäre doch ein Alleinstellungsmerkmal?

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