Die Kultur bleibt offen – vorerst jedenfalls

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

12/11/21 Es gibt ja derzeit alle paar Tage neue Regelungen, Verschärfungen – und Gerüchte sowieso. Heute Freitag (12.12.) hat sich am frühen Nachmittag Landeshauptmann Wilfried Haslauer in einer spontan angesetzten Pressekonferenz zur Ist-Situation zu Wort gemeldet.

1.487 neue Fälle gestern Donnerstag – das ist nicht nur nichts, es der höchste jemals gemessene Wert in Salzburg. „Besorgniserregend, keine Frage“, so Haslauer, es bestehe „absoluter Handlungsbedarf“. Gut aber, dass man diesmal nicht bei den Schulen und der der Kultur mit dem Zusperren anfängt.

„Es wäre fatal, Kultureinrichtungen zuzusperren“, betonte Haslauer. „Wir müssen schauen, dass sie sicher sind.“ 2G ist die derzeit einzig praktikable Maßnahme, und sie spricht für Augenmaß. Niemand brauchte mehr ungeimpft zu sein, niemand muss sich also ausgegrenzt fühlen. Die „exzessive Ausdenhnung der Maskenpflicht“, wie es Haslauer formulierte, sollte niemanden mehr abschrecken. Das Maskentragen im Theater und Konzert sind wir unterdessen gewohnt, und auch das ist ein vergleichsweise gelindes Mittel.

Es ist sowieso alles in Schwebe. Gesundheitsminister Mückstein hat ja fast zeitgleich zu Haslauers Pressekonferenz verkündet, dass für Salzburg und Oberösterreich, vielleicht sogar für ganz Österreich, ein Lockdown für Ungeimpfte kommen werde. Bei aller Dramatik der Infektionslage ist aufschlussreich zu beobachten, wie heiße Erdäpfel zwischen Bund und Ländern herumgeschubst werden. Als der Impfstoff noch knapp war, hat der Bund bereitwillig die Organisations-Kompetenz den Ländern zugeschanzt. Jetzt, wo es sinnvoll ist, die Ungeimpften aus dem Verkehr zu ziehen, die Retourkutsche. Wilfried Haslauer spricht jetzt von schwerwiegenden Eingriffen in die Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger, so etwas brauche "demokratische Legitimation". Das klingt nobel, heißt aber nichts anderes, als das Unangenehme dem Gesundheitsminister (und dem Hauptausschuss des Nationalrats) anzuhängen.

Für die Kultur jetzt ist aber vorerst entscheidend: Auch Mückstein lässt sie offen, wie's aussieht. Oberösterreich, wo man jetzt auch Veranstaltungen einschränkt, hat die "professionelle Kultur" ausgenommen.

Schlechte Karten haben die Anbieter von Heizschwammerln. Diese bleiben – so darf man vermuten – wohl nicht nur bis Ende November ausgeknipst. Nichts da mit bestrahlten Schanigärten und Getränkeständen. Kein Glühwein auf den Christkindlmärkten. Chillout vor dem Christbaumkugel-Stand klingt nicht so sexy. Die Geimpften und Genesenen hätten eine Alternative. Vielleicht versuchen sie es glatt wieder mal mit Kultur im Advent? Ausreichend Zeit dafür sollte jedenfalls sein.