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Hauptsache unter tausend

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

03/01/22 Was auch immer uns angeraten oder befohlen wird an Corona-Verhaltensmaßregeln: Dass sie eingehalten werden, hat nur dann Aussicht, wenn sie einigermaßen einleuchten. Nicht minder wichtig ist, dass Meinungsmacher vormachen, was zu tun ist. Wir lernen also vom Neujahrkonzert der Wiener Philharmoniker.

Für Veranstaltungen gilt bekanntlich seit 27. Dezember 2G+ oder gar 3G+. Letzteres – also geboostert und aktuell PCR-getestet – getraute sich einzig die Wiener Staatsoper durchzusetzen. Sie braucht es derzeit aber weder sich selbst noch uns zu beweisen. Wegen interner Corona-Fälle hat man ja in diesen Tagen die Türen dicht gemacht.

Die Veranstalter von Silvester- und Neujahrskonzerten überall in Österreich haben der Praxistauglichkeit wegen auf 2G+ gesetzt, also das Publikum auf unter tausend Geimpfte, Genesene und PCR-Getestete eingeschränkt. Das ist ein ur-vernünftiger Weg, ein Kompromiss zwischen Pandemie und Wirtschaftlichkeit. So hielt man es auch im Wiener Musikverein. Als Role model sucht das Neujahrskonzert seinesgleichen. Es ist also nicht belanglos, wie die Sache dort praktiziert wird.

Wir haben es also gesehen. 1.700 Menschen fänden Sitzplätze im Goldenen Saal. Es waren unter Garantie nicht mehr als tausend Gäste. Aber die alle drängten sich im Parterre, während der Balkon völlig unbesetzt blieb. Geht's noch? Da reduziert man die Besucherzahl und setzt die Verbliebenen dicht auf dicht. Schon mal was von Schachbrettmuster gehört?

Stimmt schon: Für die Kameraschwenks ins Publikum hat es so, von den Masken abgesehen, einigermaßen „normal“ ausgesehen. Aber fürs Vorspielen einer heilen Welt wären eigentlich die Musik und der Pausenfilm tragfähig genug. Das Pandemie ist, hat sich zwischen Seoul , Kapstadt und New York flächendeckend herumgesprochen. Wahrscheinlich auch nach Brasilien (trotz Bolsonaro), Pakistan und Vietnam. In diese drei Länder wurde das Neujahrskonzert heuer erstmals übertragen.

Immerhin: Bei der TV-Übertragung haben wir keine kecken Nasen-Rausrecker entdeckt, wie sie sonst nicht nur in Gondelbahnen, sondern leider ab und an auch in Kulturräumen anzutreffen sind. Mag sein, dass die Leute im Wiener Musikverein eine Kurzanleitung in Sachen korrektes Masken-Tragen bekommen haben. Das ist ja schon was.

Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker unter Daniel Barenboim nachhören (bis 6. Jänner) – tvthek.orf.at

 

 

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