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Ein Kulturmensch ist drinnen!

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

22/04/22 Nicht, dass wir's nicht wüssten: Dass nämlich der ORF-Stiftungsrat für nichts anderes gut ist, als den parteipolitischen Zugriff auf den öffdentlich rechtlichen Rundfunk zu sichern. Eine Stellungnahme des Verbands Filmregie Österreich heute Freitag (22.4.) spiegelt mehr als deutlich die Lage.

Hintergrund: Da ist also der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil ausgeschert und hat einen unabhängigen und weisungsfreien Kandidaten in den Stiftungsrat des ORF entsandt. Das ist allemal eine Schlagzeile wert in einem Gremium, in dem ohne Parteibuch, zumindest ohne eindeutige Partei-Punzierung, üblicherweise gar nichts geht. Christian Kolonovits, als Komponist, Pianist, Arrangeur und Dirigent eine der Gallionsfiguren des Austro-Pop, sitzt also jetzt im Stiftungsrat. „Nunmehr lassen sich 31 statt bisher 32 von 35 ORF-Stiftungsräten politischen Parteien zuordnen“, rechnet der Verband Filmregie Österreich vor, und man beklagt zugleich, dass „kein Filmschaffender und kein Filmhersteller Sitz und Stimme im Aufsichtsgremium des Öffentlich-Rechtlichen hat, um das Fachwissen der Filmwirtschaft in das Unternehmen einzubringen“.

„Es ist an der Zeit, dass auch einmal ein Kunst- und Kulturschaffender in diese illustre Runde eintritt, um genau das zu stärken, worum es im ORF eigentlich gehen sollte – den öffentlich-rechtlichen Auftrag, den Kulturauftrag.“ So zitiert der Kurier den siebzigjährigen Christian Kolonovits. Einer von 35, das ist nun wirklich nicht übertrieben.

Darüber, dass kein Film-Mensch im Gremium sitzt, wundert sich nicht nur der Verband Filmregie Österreich. Immerhin gibt es seit 1981 das Film/Fernseh-Abkommen. Im laufenden Kalenderjahr beispielsweise unterstützt der ORF sieben neue Kinofilmprojekte mit rund 1,5 Millionen Euro. Auf der Diagonale, dem Festival des österreichischen Films, war der ORF mit 25 Produktionen vertreten, darunter dem Siegerfilm Rimini von Ulrich Seidl. Es sähe arg aus im ORF-Programm ohne diese regelmäßigen Co-Finanzierungen, die dem Fernsehen ja auch Inhalte sichern. Das dürfte sich also durchaus auch im Stiftungsrat, dem Kontrollorgan des Unternehmens, niederschlagen: Nicht nur parteipolitische Parität, sondern auch ein fachlichen Blickwinkel wäre kein Schaden.

Der Verband Filmregie Österreich eher resignativ: „Die Initiative, fachliche Experten in den Stiftungsrat des größten heimischen Produzenten audiovisueller Inhalte zu entsenden, erging an die neun Landeshauptleute und die im Parlament vertretenen Parteien. Mit Ausnahme des Burgenlandes blieb die Initiative ohne jedes Ergebnis.“

Der Stiftungsrat des ORF

 

 

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