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Und wer erzieht die Eltern?

KOMMENTAR

Von Heidemarie Klabacher

22.02.2010 Wenn die Stücke für die Zehnjährigen sind, kommen die Sechsjährigen. Wenn ein Konzert für Fünfjährige gedacht ist, krabbeln die Dreijährigen auf den Stühlen. Wenn eine Produktion für Eineinhalbjährige ausgeschrieben ist, schreien die Eineinhalbmonatigen. Was natürlich ihr gutes Recht ist.

So wieder einmal geschehen am Sonntag (22.2.) im Toihaus: „Bauchgeflüster“ für Kinder ab eineinhalb Jahren hatte Premiere: Zwei Tänzerinnen hopsten und riefen häufig „OiOiOi“. Warum, hat sich nicht erschlossen. Die Mühe, eine Geschichte zu erzählen, hat man sich diesmal gleich gar nicht gemacht.

Warum auch? Die „Größeren“, also Kleinkinder zwischen zwei und drei Jahren, folgten der eigentlich unverschämt mediokren Performance etwa fünfzehn Minuten lang mit einer geradezu rührenden Aufmerksamkeit. Aber auch die ganz Kleinen lassen sich nicht für blöd verkaufen. Die zweite Viertelstunde wurde das Publikum merklich unruhig. Dazu kam anhaltendes Babygeschrei (bei keinerlei Anstalten seitens der Mutter den Saal zu verlassen) und der Rest an Aufmerksamkeit war auch noch dahin.

Die engagiertesten Kinder- und Jugendprogramme können nicht funktionieren, solange die Eltern nicht fähig und willens sind, sich auch nur einigermaßen an die Altersempfehlungen der Veranstalter zu halten. Das Problem ist nicht neu: Seit die Salzburger Bachgesellschaft vor über dreißig Jahren mit der ambitionierten Reihe „Musik für junge Leute“ begonnen hat, sind die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer immer ein wenig jünger, als der Prospekt empfiehlt.

Vertreter der richtigen Altersgruppe gibt es natürlich auch. Und die kommen sich nicht selten „blöd“ vor, wenn sie mit lauter Kleineren und Kleinsten im Konzert oder im Theater sitzen müssen. Das Problem mit den jüngeren Geschwistern, auf die niemand aufpassen kann, während die größeren im Konzert sitzen, ist bekannt. Aber was können die anderen dafür?

Das Phänomen hat sich in den letzten Jahren verschärft: Immer mehr Veranstalter bieten immer mehr Veranstaltung auch für Klein- und Kleinstkinder. Wie sinnvoll das tatsächlich ist, wird man frühestens in zwanzig Jahren sagen können. Vielleicht werden ja die Konzertsäle überquellen von informiertem neugierigem (und noch immer) jungem Publikum.

Vielleicht werden die jungen Leute der „Kultur“ aber auch einfach den Rücken kehren - dann, wenn wohlmeinende Eltern und Pädagogen sie nicht länger in die Veranstaltungen treiben.

Und ob solch bescheidene Veranstaltungen wie die jüngste Toihaus-Produktion die frühkindliche Entwicklung wirklich dramatisch fördern, sollte man vielleicht auch bei Gelegenheit fragen.

 

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