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Im Ringelspiel

KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

28/08/11 So wie im Juli die amerikanischen College-Besucher ausströmen in alle Teile der Welt oder zu Ferragosta die Italiener das Rest-Europa fluten, so machen sich gegen Ende August die großen Orchester auf die Reise. Da ist Tournee-Zeit im Klassik-Jahrlauf.

Flugzeugweise reisen sie also an, und an den Pulten der immer gleichen Säle sitzen Abend für Abend andere Musiker. Es ist instruktiv, sich etwa den Reiseplan des Chicago Symphony Orchestra anzusehen, das an den vergangenen beiden Abenden (26./ 27.8.) in Salzburg gastierte. Das Luzern Festival ist heute und morgen Ziel der mobilen Europa-Residenz. Dann geht es weiter nach Luxemburg und nach Paris, danach schnell nochmal Europa querüber nach Dresden und zuletzt – wir halten unterdessen am 5./6. September – in den Wiener Musikverein. Überall dirigiert Riccardo Muti genau die beiden gleichen Programme, wie sie bei den Salzburger Festspielen zu hören waren.

Solche Tournee-Wege lassen sich in der letzten August-Woche und in der ersten September-Hälfte für viele international renommierte Orchester nachzeichnen. So manche Festivals – etwa jenes in Luzern – leben davon, dass sich im Spätsommer quasi mit Klingelzeichen das Ringelspiel in Bewegung setzt.

Das nächstjährige Salzburger Festspielprogramm wird erst im November verlautbart. Aber es ist schon durchsickert, dass es unter der Intendanz von Alexander Pereira ein Stelldichein der großen Orchester und der großen Namen geben wird. Es ist schon bekannt, dass die Festspiele nicht nur ein Vorspiel haben werden, sondern auch einige Tage länger in den September hinein reichen sollen. Das muss man vor dem Hintergrund der allgemeinen Klassik-Schaustellerei im Spätsommer sehen. Logisch, sie müssen länger dauern, sonst gehen die Abend-Termine für die tourenden Orchester aus. Den Sommer selbst patzen sich diese Ensembles ja nicht an (so bienenfleißig, dass sie einfach durcharbeiten, sind doch nur die Wiener Philharmoniker). Es entsteht zwangsläufig ein Promi-Orchester-Gedränge gegen Festspielende hin.

Beobachtung heuer: Die letzten beiden Salzburger Konzerte der Wiener Philharmoniker unter Franz Welser-Möst (Matineen am Donnerstag und Freitag) waren beileibe nicht ausverkauft. Aber auch bei den beiden Abendkonzerten am Freitag und Samstag mit dem Chicago Symphony Orchestra unter Riccardo Muti sah man leere Sitze zur Genüge. Den künftigen Intendanten hat man eigentlich nicht gesehen den ganzen Festspielsommer lang. Vielleicht täte er gut daran, sich die Sache vor Ort mal selbst anzuschauen und abzuschätzen, ob das Festspiel wirklich in die Verlängerung gehen sollte? Auf die Durchhaltekraft und den guten Willen des Publikums kann Pereira eher nicht setzen. Heuer jedenfalls ist in den letzten Festspieltagen die Luft ganz offensichtlich draußen. Beim Publikum.

 

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