Keine Sorge, die Kultur streikt nicht!

KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

19/10/11 Was ist dagegen schon der Aufmarsch der Metaller! Die haben ja erst dieser Tage vorgeführt, wie man eine kräftige Lohnerhöhung herausschindet. Im Kulturbereich wird im Herbst auch immer heftig gefeilscht. Dort ist es aber meistens so, dass vor den Prozentpunkten, die zur Diskussion stehen, ein Minus steht.

Nun – angeblich – der entscheidende Befreiungsschlag: Dem Reichen wird genommen und den Armen gegeben. 300.000 Euro aus den Rücklagen des Landestheaters werden hinübergeschrieben auf die Postenseite der Freien Kultur. Und schon sollten alle rundum glücklich sein.

Selbst wenn sich die Sache auf eine Null-Veränderung einpendeln sollte, bedeutet dies für die Freie Szene, dass man zumindest mit der laufenden Teuerung fertig werden muss. Der Dachverband Salzburger Kulturstätten spendet keinen Beifall (es gibt dazu auch keinen Grund) und er rechnet vor, dass mit den vergleichsweise läppischen Beträgen aus der Kulturförderung kein Budget zu sanieren wäre: Wären die acht Prozent Minus, von denen man in den vergangenen Wochen und Monaten munkelte, bei der Freien Szene umgesetzt worden, hätte das dem Budget gerade mal 370.000 Euro gebracht. Aber einige der kleinen Kultur-Pflänzchen wären umgetreten worden.

Dass man einem „Big Player“ in der Kulturlandschaft etwas wegnimmt, um den Kleinen einen Kahlschlag zu ersparen, mag als Notlösung einmal hingehen. Ehrölicherweise müsste man sie als solche verkaufen und nicht als "intelligentes" Umschichten. Es ändert nichts an der grundsätzlichen Problematik, dass die Großen den Kleinen viel Geld einfach wegfressen und die Förder-Schere zwischen Freier Szene und den großen Institutionen immer weiter auseinander klafft. Vom Kulturbudget kommt, selbst wenn es maßvoll erhöht wird, dieses Plus ja doch meist überproportional den „Großen“ zugute. Mit dem Gießkannenprinzip ist derzeit nur wenig zu richten.

Übrigens: Im Lungau ist gerade eben der „Kubus 1024“ begraben worden. Dort baut man sehr wohl die Turnhalle, die im gleichen Komplex Platz gehabt hätte – das Kunsthaus, das bloß einen Viertelanteil gehabt hätte am 8,3-Millionen-Brocken, spart man sich.

Es ist wohl so, dass der Kulturpolitik im Großen wie im Kleinen nicht viel mehr einfällt, als bei den Kleinen anzusetzen. Das gilt für die Kultur als Ganzes (im Vergleich zu anderen Ressorts wie Straßenbau oder Sozialem) und für die „Freien“ innerhalb der Kulturszene ganz besonderen. Großräumige Meuterei ist ja nicht zu befürchten. Wenn die Metaller streiken, und sei’s nur ein paar Stunden, macht das deutlich mehr Knieschlottern.

Zur Stellungnahme des Dachverbands „Das Minus als Erkennungszeichen“
Zum Interview mit Carl Phili von Maldeghem Der Intendant knirscht leise mit den Zähnen