Logik ist das eine, und Praxis das andere

GASTKOMMENTAR

Der Dachverband Salzburger Kulturstätten hat jüngst die Notwendigkeit einer Stabstelle für „Kulturelle Sonderprojekte“ des Landes hinterfragt – und sich damit auch barsche Kritik aus eigenen Reihen eingehandelt. Wolfgang Danzmayr, ehemaliger ORF-Journalist und als Dirigent Leiter des „Orchesterprojekts“, macht sich Gedanken über die "ein wenig schildbürgerlich“ wirkende Einrichtung, die doch viel Positives bewirkt.

Von Wolfgang Danzmayr

22/12/11 Der Dachverband der Salzburger Kulturstätten ist wichtig, sogar sehr wichtig; vertritt er doch meist wortgewaltig die Interessen der „kleinen“ kulturellen Verbände/Vereine/Veranstalter. Jedoch noch wichtiger für uns „Kleinen“ (wie auch beispielsweise das von mir geleitete Orchesterprojekt) sind die Kulturellen Sonderprojekte des Landes, und zwar über die Parteigrenzen hinweg; jedenfalls wurde dies bisher immer so gehandhabt.

Das liegt sicherlich an der Person des scheidenden Alfred Winter. Wie einst der an kulturellen Entwicklungen an sich interessierte, ebenfalls ÖVP-nahe Hofrat Peter Krön, erkannte und förderte Alfred Winter Aspekte (auch sub-)kultureller Lebenszeichen. Die Gangart dieser Einrichtung ist also immerhin vorgezeichnet, und man wird die weitere Entwicklung unter neuer Leitung genau zu beobachten haben.

Selbstverständlich ist es legitim und auch notwendig zu hinterfragen, warum es diese zur Kulturabteilung des „roten“ Landes parallele „schwarze“ Institution gibt. Und dass von der Logistik her diese Aufteilung ein wenig schildbürgerlich anmutet. Nur: Logik ist das eine, und Praxis das andere. Die vom Dachverband erwünschte direkte Umwidmung der einzusparenden Verwaltungskosten bei Auflösung der Kulturellen Sonderprojekte in die Budgets der „Kleinen“ wird es nämlich ganz sicher nicht spielen; diese Erfahrung aus der üblichen Praxis nach Zusammenlegungen kennen wir doch bittesehr zur Genüge.

Daher also: Genaues Hinsehen: Ja. Und sich an dieser weiteren Möglichkeit für Ermöglichungen kulturellen Tuns Sich-Erfreuen: Ebenfalls Ja (weil das Land seine Förderungsquote für Klein-Kulturelles eben nicht erhöhen wird). Abschaffen so mir nix dir nix: Bitte Nein.

Bild: www.orchesterprojekt.at / Emma Kratochwicz
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