Kunst für Menschen, Hunde und Autos

GLOSSE

alt06/04/12 Über glückliche und unglückliche Standorte für Kunst im öffentlichen Raum. Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden des Beirats „Kunst im öffentlichen Raum“, Werner Thuswaldner.

DrehPunktKultur: Kunst im öffentlichen Raum zu platzieren, gibt häufig Anlass zu Diskussionen.

Werner Thuswaldner: Das kann man so sagen. Besonders in Salzburg.

dpk: Weil die Bewohner der Stadt sehr sensibel sind?

W.Th.: Es gibt Sensible, Ignoranten, die sich lautstark zu Wort melden, und Gleichgültige.

dpk: Als Vorsitzender des Beirats für Kunst im öffentlichen Raum konnten Sie vermutlich vor allem im Zusammenhang mit der „Salzburg Foundation“ viele Erfahrungen sammeln.

W.Th.: Oja, am Ende der Initiative der „Salzburg Foundation“, die im Lauf von zehn Jahren Kunstwerke im öffentlichen Raum platziert hat, ist man reich an Erfahrungen.

dpk: Sind die Orte für die Aufstellung immer glücklich gewählt?

W.Th: Manchmal glücklich, manchmal unglücklich.

dpk: Welches ist der glücklichste?

W.Th.: Als glücklichster wird von vielen, wie immer wieder zu hören ist, jener für das Kunstwerk von Mario Merz bezeichnet.

dpk: Warum?

W.Th.: Weil er so schön versteckt hinter Strauchwerk auf dem Mönchsberg liegt und kaum einer davon weiß.

dpk: Und welcher Aufstellungsort ist Ihrer Meinung nach am unglücklichsten gewählt worden?

W.Th.: Ein besonderer Fall ist der Ort für das Kunstwerk von Manfred Wakolbinger. Es ist ein Grünstreifen vor der Basteimauer am Rudolfskai.

dpk: Sieht aus, als wäre das Kunstwerk dorthin verbannt worden. Strafweise.

W.Th.: Die Entscheidung fiel aber ganz ohne Zwang. Manfred Wakolbinger hat sich den Platz selbst ausgesucht und in sein Herz geschlossen.

dpk: Wurde ihm nicht gesagt, dass der Grünstreifen vor allem von Hundehaltern genützt wird. Ihre Lieblinge erledigen dort die kleinen und großen Geschäfte.

W.Th.: Oja, das wurde dem Künstler gesagt. Vielleicht ist er ein Hundefreund. Wir haben uns bemüht und haben ihm alternative Standorte gezeigt. Bürgermeister Schaden hat sich eingeschaltet, um zu vermitteln. Wakolbinger kam ins Nachdenken, beharrte aber letztlich auf dem Hunde-Erleichterungs-Grünstreifen.

dpk: Wenn dort Stau ist, was ja häufig zutrifft, kann das Kunstwerk vom Auto aus betrachtet werden.

W.Th.: Ja, das ist wahr. Aber nur der Beifahrer auf der rechten Seite hat eine halbwegs gute Sicht auf das Kunstwerk. Das ist ungerecht. Glücklich kann sich jener Kunstfreund schätzen, der am Rand des Grünstreifens einen Parkplatz findet. Es sind Kunstparkplätze, von denen aus Kunstwerk, Hundehalter und Hunde ausgiebig betrachtet werden können. Die Chance dazu haben leider nur einige Privilegierte.

dpk: Die Lösung ist endgültig?

W.Th.: Nach einem Jahr soll noch einmal darüber geredet werden.

Bild: dpk/W.Th.
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