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Galionsfigur

GLOSSE

altVon Reinhard Kriechbaum

24/05/12 Nicht, dass wir es gar nicht erwarten könnten zu erfahren, was bei den Pfingstfestspielen 2013 gesungen und gespielt wird. Aber ein bisserl gefreut haben wir uns ja doch auf die für heute Donnerstag 14 Uhr angekündigte Pressekonferenz. Wir lieben ja „La Bartoli“.

Nichts da. Die Information wird vergeschoben auf Freitag Nachmittag (25.5.). Und nicht die Neo-Intendantin der Pfingstfestspiele wird „ihr“ nächstjähriges Programm vorstellen, sondern Alexander Pereira: Auch ein charmanter Herr. Aber Bartoli ist er halt keine.

Primadonnen-Darben ist angesagt. Anna Netrebko ist krank, hat dieser Tage nicht nur Salzburg, sondern auch München abgesagt. Cecilia Bartoli ist, hoffen wir, pumperlgesund – aber im Moment in ihrem Kerngeschäft ziemlich beschäftigt. In Händels „Giulio Cesare in Egitto“ singt sie an zwei Abenden die Cleopatra, dazwischen steht sie in einem Konzert auf dem Podium, und für Kollegin Anna springt sie am Pfingstmontag auch noch ein. Lobenswerter Totaleinsatz für ein Festival, das neuerdings ja „ihres“ ist.

Einsichtig, dass für plakative Intendantinnenspielchen keine Zeit bleibt, keine Ressourcen übrig sind. Das Singen zieht vor, und diese künstlerische Ehrlichkeit ist der Bartoli hoch anzurechnen. Dass sie als Pfingst-„Intendantin“ mehr sein könnte als ein für Marketing-Gag, hat den Festspielen ja ohnehin kein Mensch abgenommen.

Aber eine Galionsfigur am Bug eines alten Segelschiffs, das heuer geradezu pompös aufgetakelt ist, ist auch wichtig. Man will ja auch was zum Schauen haben. Nach dem Aberglauben der Seeleute soll die Galionsfigur „den Kurs des Schiffes beobachten und es vor Unglück bewahren“ (weiß Wikipedia). Na also, vielleicht ist sie ja außer zum Singen doch noch für etwas gut, die Bartoli.

 

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