Es muss ein Preis sein

KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

21/08/12 Die Auswahl der Stücke fürs Young Directors Project ist seit je her weitgehend zufällig. Das war in den vergangenen zehn Wettbewerben auch schon so. Jahr für Jahr vier Produktionen auszuwählen aus einem unüberschaubaren Angebot, kann letztlich nur zu Zufallstreffern führen.

Sven-Eric Bechtolf, heuer das erste Mal verantwortlich, schützt nicht wie sein Vorgänger Thomas Oberender eine Kuratorin vor (Martine Dennewald war Jahre hindurch die offiziell Auswählende). Er bekennt sich ganz offen zur subjektiven Entscheidung: „Ich bin angetreten, Künstler zu präsentieren, an die ich glaube.“ Schon in einem Pressegespräch zu Beginn der Aufführungsserie erklärte er sinngemäß, er gehe an die Sache ran, indem er auf persönliche Kontakte baue, auf Leute, mit denen er zusammengearbeitet hat – und daraus knüpfe er Netzwerke.

Ob fürs Young Directors Project nicht eher jemand gefragt wäre, der bereits entsprechende Netzwerke einbringt? Der schon Überblick hat in der Szene und sich nicht, wie Bechtolf freimütig bekannte, erst einarbeiten muss? Vielleicht täte es dann nicht passieren, dass eine Regisseurin einen letztlich auf Innovation hinzielenden Preis bekommt, die mit einer der Produktionen („This is how you will disappear“) schon zweieinhalb Jahre tingelt und damit sogar schon 2010 in Österreich, beim „steirischen herbst“ in Graz, zu Gast war.

Preiswürdig wären freilich auch die anderen Stücke nicht gewesen. Und den Preis einfach nicht zu vergeben? Das kann und will man dem langjährigen und großzügigen Sponsor Montblanc, der das YDP seit 11 Jahren allein trägt, einfach nicht antun.

Zur Meldung {ln:Preiswürdig trotz Total-Vernebelung}
Zu den DrehPunktKultur-Besprechungen Schall und Rauch oder: Kitsch as Kitsch can
und Eisprinzessin und fliegende Untertasse
sowie zu den weiteren Besprechungen vom Young Directors Project
„Lenzens Eseley“ im Luftkurort und Die Fallen und die Langeweile