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Alleinstellungsmerkmal: Salzburg

KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

07/11/12 Bisher hat Alexander Pereira mit Zahlen losgelegt wie auf Knopfdruck, noch ehe man danach gefragt hatte. Das ist ihm sehr zum Vorwurf gemacht worden. Interessieren ihn ausschließlich Zahlen und das Künstlerische rein gar nicht? Bei der Programmpräsentation 2013 heute Mittwoch (7.11.) zeigte sich: Der Festspielintendant ist lernfähig.

Diesmal wurde anderthalb Stunden tatsächlich so gut wie ausschließlich über die Werke geredet, die man im nächsten Festspielsommer hierorts hören und sehen wird, über Besetzungen en gros und detail. Und nur auf Journalisten-Nachfrage, kurz und bündig, über Sponsorengelder. Über Subventionen gar nicht.

Cornelius Obonya wird also der neue Jedermann. Dies nicht vorab durchsickern zu lassen ist gelungen. Von Brigitte Hobmeier als Buhlschaft war ja schon gerüchteweise die Rede gewesen, ebenso vom Regieteam Julian Crouch und Brian Mertes: Die mit „Shockheaded Peter“ und der „Addams Family“ musicalbühnen-erprobten Briten und diese Schauspieler – da bleiben offene Optionen fürs Spiel vor dem Dom.

Sonst ist es mit möglichen Überraschungen bei den Festspielen 2013 nicht so furchtbar weit her. Der (wie man jüngst in Graz am Beispiel von „Manon Lescaut“ erlebte) sehr moderat gewordene Stefan Herheim wird Wagners „Meistersinger“ wohl nicht in eine regietheatrale Apokalypse verwandeln. Peter Stein als Regisseur des „Don Carlo“ und ausgerechnet Zubin Mehta als Dirigent einer kammermusikalisch, in reduzierter Besetzung gedachten „Falstaff“-Produktion: na ja. Dass György Kurtags Auftrags-Oper nun doch nicht fertig wird und man stattdessen das „Soldaten“-erprobte Team Ingo Metzmacher und Alvis Hermanis für „Gawein“ von Harrison Birtwistle ins Rennen schickt, ist eine gute Lösung. Sie wird auch breite Publikumsströme locken.

Überhaupt das Publikum: Da ist im gesamten Programm nichts und wieder nichts, was sich nicht als g’schmackig anpreisen und verkaufen lässt. Alexander Pereira hat eine gute Hand für klingende Sängernamen. Jonas Kaufmann als Don Carlos, Roberto Saccá als Stolzing, Anna Netrebko als Verdis Giovanna d’Arco (konzertant), und so weiter und so fort: Das ist der Weg des Vorjahres.

Alle neun Mahler-Symphonien, dirigentisch drei Generationen übergreifend von Gustavo Dudamel bis Michael Gielen; ein Haydn-Oratorienzyklus mit Nikolaus Harnoncourt; deutlich aufgepeppte Mozart-Matineen (Herngelbrock, Gardiner, Metzmacher); eine Japan-Perspektive in „Salzburg Contemporary“: Durchwegs Offerte, die einem mehrheitlich konservativ denkenden Kulinarik-Publikum keinen Wagemut abverlangen. Man braucht nicht nachzudenken, bevor man zur Festspielkasse geht.

Möglich, dass man auch danach nicht viel wird denken müssen. Ein geschärftes, anspruchsvolles Profil der Festspiele – das zeichnet sich nämlich weniger denn je ab. Das Alleinstellungsmerkmal ist derzeit: Salzburg. Als Ort, als Vedute, als Markenname, als Garant für klingende Namen. Hochkarätig Schönes ist zu erwarten. Ein Schelm, wer hier mehr sucht, weltfremd, wer mehr erwartet.

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