Dornröschen ist aufgewacht!

KOMMENTAR

rkVon Reinhard Kriechbaum

25/04/13 Der Salzburger Landeskulturbeirat ist aus seinem selbstverordneten Dornröschenschlaf erwacht. Ganz ohne Kuss eines ressortzuständigen Politikers. Und schon anderthalb Wochen vor der Landtagswahl.

Robert Pienz, der Vorsitzende des Landeskulturbeirats, in einem Mail an die Salzburger Presse über die Gründe, warum das Gremium so lange geschwiegen hat: Viele Mitglieder seien neu im Gremium. „Nach der Gründungsphase, in der es darum ging, die offiziellen Funktionen zu wählen, verschiedene Fachbeiräte einzurichten und zu besetzen sowie den Beiratsausschuss zu bestellen, kam dem Beirat sein ressortzuständiger Politiker abhanden.“ Aus diesen beiden Umständen heraus sei das erste Jahr dieses Gremiums „ein Jahr intensiver Beschäftigung mit Sinn und Aufgaben des LKB an sich“ gewesen. „Es wurde uns auch immer mehr bewusst, dass die Einrichtung des Landeskulturbeirates schon in der Vergangenheit mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert war.“

Diese Erkenntnisschritt hätte man schneller haben können. Es gibt genug ehemalige Mitglieder des Gremiums, die kein Hehl daraus machen, warum sie abgesprungen sind.

„Uns ist es ein zentrales Anliegen, die Arbeit, die wir gerne leisten wollen, möglichst sinnvoll wirken zu lassen“, schreibt Pienz weiter. „Deshalb geht der Landeskulturbeirat nun stark nach vorne und hat einige wesentliche Forderungen an eine künftige Salzburger Landesregierung formuliert.“ Dornröschen zaudert nun nicht, obwohl noch niemand das stachelige Gestrüpp gerodet hat.

Der Landeskulturbeirats-Vorsitzende beklagt, dass durch die Finanzmisere des Landes Salzburg zur Zeit weder eine kulturpolitische Debatte stattfinde, noch trete eine der wahlwerbenden Parteien mit einem starken kulturpolitischen Programm an. „Das finde ich inakzeptabel, kurzsichtig und bedenklich.“

Wir halten, wohlgemerkt, anderthalb Wochen vor der Landtagswahl. Dass sich die Politiker so sehr um kulturelle Themen haben drücken können, liegt nicht zuletzt daran, dass aus der „Kultur-Branche“ selbst herzlich wenig Impulse in diese Richtung gekommen sind. Natürlich kann und muss man jede der Forderungen, die der Landeskulturbeirat und sein Fachbeirat Darstellende Kunst am Donnerstag (25.4.) veröffentlicht haben, unterschreiben.

Dass sie derart spät kommen, ist ärgerlich. Beim Identitätsfindungsprozess des Gremiums hätte man entschieden antauchen können. Allerspätestens, nachdem der „ressortzuständige Politiker abhanden gekommen“ ist.

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