Überall im Land Kultur erleben

KOMMENTAR

rkVon Reinhard Kriechbaum

13/06/13 Na, wer sagt's denn: Ein „Strategieprozess zur Schärfung des kulturellen Profils und zur Schaffung einer gemeinsamen Basis für Kulturpolitik und Kulturschaffende“ muss her. Und dann kann man sich auch schon dran machen, einen Aktionsplan "Kultur Salzburg 2020" entwerfen.

Da hat sich also die neue Landesregierung auch für die Kultur ein paar Sätze abgequetscht. Hoch hat man sich die Latte dabei nicht gelegt. Der Innovationswert strebt gegen Null, das meiste kommt über Worthülsenqualität nicht hinaus.

Wirklich von Belang ist eigentlich nur ein Punkt: Die „Weiterentwicklung der Kulturförderung zu Ziel- und Wirkungsorientierung, unter anderem durch mittelfristige Förder- und Zielvereinbarungen“. Mit mittelfristigen Förderabkommen hat das Land bisher sträflich gezaudert, da ist jetzt wohl eine Tür aufgemacht.

Dass Kunst und Kultur „in allen Teilen des Landes Salzburg erleb- und spürbar“ sein solle, darf man getrost als Zeilenfüller abtun. Kulturelle „Basisversorgung insbesondere im ländlichen Raum“ – wie das schon klingt! Die Ankündigung, „nochmals die Möglichkeit eines regionalen Kulturzentrums im Lungau“ zu prüfen, klingt nämlich mehr als zurückhaltend.Und dass dieser Halbsatz ausgerechnet mit der „Errichtung eines Hauses der Volkskultur“ (zu der man sich dezidiert „bekennt“) verbunden ist, lässt die Sache doppelt vage erscheinen. Hoffentlich lässt sich der künftige Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn, immerhein ein Grüner, nicht mit solchen verbalen Mini-Bonbons abspeisen. Überhaupt: Wir haben also die Kultur als künftiges „grünes“ Ressort: Wo auf dieser kargen Liste ist die Handschrift dieser Partei auch nur in Spurenelementen herauszulesen? Ungleich stärker wohl Wilfried Haslauers Handschrift, die sich bei den kulturellen Sonderprojekten gleich ins „philosophische Hinterfragen unserer Gesellschaft“ versteigt. Da klingt die angekündigte Hilfe beim Depotbau fürs Museum der Moderne schon handfester. Aber stimmt schon: Philosophisches Denken kostet weniger als das kleinste Bauwerk.

A propos kosten: Was es wohl heißt, dass die Kulturpreise des Landes „zeitgemäß angepasst“ werden sollen? Hoffentlich nicht an den Schuldenstand des Landes. Ähnliches gilt für die „aktuellen Erfordernisse“ bei der Stipendienvergabe.

Die „Bewusstseinsbildung für ästhetische Fragen der Baukultur“ darf man ebenso wie den Hinweis auf „Stärkung der Kulturbildung sowie der Kunst- und Kulturvermittlung an Schulen unter Berücksichtigung spezieller Zielgruppen“ in die Kategorie handelsüblicher Stehsätze einordnen.

In einem Halbsatz steht, dass der Landeskulturbeirat „eingebunden“ werden soll „in die Verfassung eines jährlichen Kulturberichtes an den Landtag“. Das heißt zwar auch nicht viel, aber immerhin hat sich bis in die politische Chefetage herumgesprochen, dass es einen Landeskulturbeirat gibt.

Ein positiver Akzent: man nimmt die Volkskultur in die Pflicht, sich auch für den interkulturellen Dialog einzusetzen. Immer wieder wird das zwar eh schon gemacht, aber es schadet nicht, so etwas ausdrücklich in ein Arbeitspapier zu schreiben.

Zur Dokumentation {ln:Die Kultur-Worthülsen der neuen Landesregierung}
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