Heiliger Twitter

GLOSSE

rkVon Reinhard Kriechbaum

10/07/13 Könnte es sein, dass Latein doch nicht die schlechteste Sprache ist für die Kirche? Die auf Latein verfassten Botschaften von Papst Franziskus hätten 122.000 Follower, weiß Kathpress. Nur 116.000 Abonnenten habe der deutschsprachige Twitter-Kanal des Heiligen Vaters.

In neun Sprachen ist der Kanal "pontifex@" verfügbar, mit nicht ganz 7,3 Millionen Benutzern stehe der Papst im Vogel-Medium besser da als der Dalai Lama. Dabei ist Papst Franziskus erst 119 Tage im Amt, wogegen Dalai Lama schon seit Februar 2010 twittere, weiß die Kathpress. Aber der Papst-Vorsprung ist mit 40.000 Followern für Twitter-Verhältnisse so gewaltig nicht.

Das Twittern erscheint uns für einen Papst durchaus adäquat, immerhin vertritt er hienieden auf Erden einen dreieinigen Gott, für dessen Geist-Anteil in der christlichen Ikonographie gerne die Vogelgestalt hergenommen wird. Die edle weiße Taube ist nun halt zum blauen Twitter-Geflügel mutiert. Ein gewisses Aggiornamento muss sein, sogar in der katholischen Kirche.

037Ob sich ein Papst schwer tut mit der Twitter-Dachmarke? Wir haben auf der deutschsprachigen Website unter „Logo & Marke“ nachgelesen und haben Dinge gefunden, die einem Papst Mut machen können. „Keine Duplikationen des Vogels“ lautet eine Vorschrift. Eine gewisse Einheitlichkeit der Lehre sollte also gesichert sein, der Twitter-Geist zwitschert nur aus einem Schnabel. „Keine Animationen“, ist eine Vorschrift bei der Verwendung des Vögelchens. Beharrende Kreise in der Kirche dürfen aufatmen.

„Das Drehen und Spiegeln des Vogels ist untersagt“: Damit werden zwar Theologieprofessoren, die ja nicht selten aufsässig sind, ihre Schwierigkeiten haben, doch der Papst sitzt mit Twitter eindeutig auf dem längeren Ast. „Benutze unseren offiziellen, unmodifizierten Twitter-Vogel, um unsere Marke zu repräsentieren“ heißt es da, und dann nochmal mit allem Nachdruck: „Stelle sicher, dass der Vogel nach rechts schaut.“

In den vier Monaten seiner Amtszeit haben wir Franziskus aus dem Medien als einen kontaktfreudigen „berührbaren“ Papst kennen gelernt. Mit einem Punkt der Twitter-Richtlinien dürfte er sich also nicht taxfrei identifizieren: „Behalte 150 Prozent Freiraum (Puffer) um den Vogel herum.“