Salzburger Nockerl unter Schutz!


GLOSSE

altVon Reinhard Kriechbaum

11/03/10 „Immaterielles Kulturgut“ - das ist das, was man unbedingt für die Nachwelt bewahren muss. Die Löcher im Schweizer Käse zum Beispiel. Wir sind sehr enttäuscht: Die Luft in den Salzburger Nockerln steht nicht auf der jetzt veröffentlichten Liste. Dafür das durchaus handfeste Hundstoaranggeln.

Nun ist also bekannt gegeben worden, was aus Österreich als erstes auf der UNESCO-Liste des zu schützenden „immateriellen Kulturguts“ steht. In der Kategorie „Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste“ haben fürs Bundesland Salzburg die Traditions-Ringkämpfe in der Pinzgauer Höhenluft das Rennen gemacht. Auch das Brauchtum der „Vereinigten zu Tamsweg“ wurde aufgenommen. Im Bereich „Wissen und Praktiken in Bezug auf die Natur und das Universum“ schien Salzburgisches ebenfalls besonders bewahrenswert, nämlich das „Heilwissen der Pinzgauerinnen“.

Gottlob, dass der ebenfalls gekürte „Traditionelle Salzkammergut Vogelfang“ territorialmäßig weitgehend zu Oberösterreich rechnet - sonst müsste man nächstens Tierschützer und Brauchtumspfleger am Hundsstoa gegeneinander antreten lassen. Für solche Handgreiflichkeiten wäre wohl die Kür der „Slowenischen Flur- und Hofnamen in Kärnten“ allemal geeignet. Vielleicht sollte man den Hundsstoa künftig an Teilnehmer aus anderen Bundesländern vermieten. Der Show-Wert wäre hoch und brächte den Hundstoa in die Charts. Der Tourismuswirtschaft könnte das nur nützen.

Global österreichisch betrachtet können wir sehr zufrieden sein mit der Auswahl: Die Reitkunst in der Spanischen Hofreitschule ist dabei und der Imster Schemenlauf ebenso. Dass vor ein paar Monaten der südamerikanische Tango die immaterielle Schutzhaube übergestülpt bekommen hat, aber der Wiener Walzer offenbar piepegal ist, wurmt uns. Und nach dem Fackeltanz beim Fest zur Festspieleröffnung kräht auch kein Kultur-Schützer.