Das Festival der Jazz-Sieger

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

09/10/14 Sie haben guten Grund, zufrieden drein zu schauen: die Altstadtverband-Geschäftsführerin Inga Horny, ihr Impresario Gerhard Eder, und natürlich auch Bürgermeister Heinz Schaden. Auf dem Tisch liegt das höchst attraktiv aufgemachtes Programmbuch für „Jazz & the City“. Ein Festival auf der Gewinnerstraße.

„Jazz & the City“ ist ein Modellfall, wie Synergien funktionieren können, auch zugunsten der Kultur. Und das unrühmliche Ende des „Salzburger Jazzherbst“ vor zwei Jahren ist ein Musterbeispiel, wie Dinge auf längere Sicht scheitern (auch wenn man viel Geld hinein pumpt), wenn es gerade an dieser Rückbindung vor Ort fehlt.

Beide Festivals sind ja nicht voneinander zu trennen: Da kam zuerst einer aus Wien, erklärte Salzburg im Herbst zur puren Musik-Wüstenei und verkündete die große Jazz-Dürre. Ahnungslose Politiker haben es ihm taxfrei abgenommen. So kam’s zum überdimensionierten „Salzburger Jazzherbst“, der immer teurer und subventionsbedürftiger wurde. Rasch erkannte die Altstadt-Vermarkterin Inga Horny (eine bekennende Jazz-Liebhaberin), dass man eigentlich – nennen wir‘s salopp: als Trittbrettfahrer – gut punkten könnte, wenn man Jazz auch in Salzburg genau dort positioniert, wo er eigentlich her kommt und hin gehört: in Lokalen, in Clubs… jedenfalls nicht ins Große Festspielhaus.

So hat sich „Jazz & the City“ festgesetzt, entwickelt, etabliert. Als gefährliche Konkurrenz für den „Jazzherbst“ ist dieses Angebot gar nicht so stark wahrgenommen worden. Als letzterer immer unfinanzierbarer wurde und sich das Jazzherbst-Blatt verfärbte, war es nur noch eine kurze Zeitspanne, bis es abfiel. „Jazz & the City“ mit seinen jetzt fünf Festivaltagen, mit hundert Konzerten an vierzig Spielorten, hat nicht nur an Noten-Volumen, sondern auch an Akzeptanz respektabel zugelegt. Rund 30.000 Zuhörer waren im Vorjahr in den Altstadtlokalen in Sachen Jazz unterwegs – und die online verfügbaren Zählkarten für manche Veranstaltung werden für das bevorstehende Festival von 22. bis 26. Oktober auch schon knapp.

Manch Bemerkenswertes konnte man bei der Programmpräsentation heute Donnerstag (9.10.) mit gewissem Understatement mitteilen: dass beispielsweise die Salzburger Gastronomie zu den wahrscheinlich emsigsten Musik-Förderern des privaten Unternehmertums rechnet. Immerhin fördert man die Salzburg Biennale. Für heimische Bands und Musikgruppen ist das Altstadt-Marketing mit „Jazz & the City“ und den oft dezidiert weltmusikalisch ausgerichteten Straßenfesten ohnedies der stärkste Förderer. Von zweihundert Konzerten mit heimischen Gruppen pro Jahr spricht Gerhard Eder.

Die Wirte machen, wie es scheint, auch akzeptable Rechnung mit „Jazz & the City“ (das ist nicht verwerflich) und sie wissen wohl um den nötigen Imagegewinn für die Altstadt. „Jazz & the City“ ist einer der Punkte im Jahrlauf, wo Salzburg mehrheitlich den Ortsansässigen gehört. Das ist nicht selbstverständlich und fördert den Wohlfühlfaktor.

Rückblick im 15. Jahr: Als der „Jazzherbst“ eingegangen war, haben die meisten Leute nur mit den Achseln gezuckt. „Jazz & the City“ aber müsste man echt erfinden, wenn es dieses Festival nicht gäbe.

Zum Vorbericht „Jazz & the City“ Der „flow“ scheint zu stimmen