Kapitolinische Venus in Burka?

GLOSSE

Von Reinhard Kriechbaum

27/01/16 Vielleicht sind Antikenmuseen in Rom nicht der allergünstigste Ort für eine Pressekonferenz mit muslimischen Ehrenmännern. Islamischen Moralvorstellungen laufen bekanntlich unbekleidete Frauenkörper zuwider. Davon gibt es dort eine erkleckliche Anzahl.

Das weiß man auch in Italien, wo derzeit der iranische Präsident Hassan Rohani zu Gast weilt. Und drum hat man für eine Pressekonferenz für Rohani, die man ausgerechnet in den Kapitolinischen Museen abhielt, antike nackte Statuen verhüllt. Die weltberühmte Kapitolinische Venus bekam einen Paravent vor die spitzen Brüste.

Es fehlt nicht an Häme, national und international. Selbst der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi kritisierte die Verhüllung. Der Protokollchef habe die Maßnahme in einem „Exzess des Eifers“ angeordnet, soll er gesagt haben. Er muss es wissen, war er doch selbst Teilnehmer an der Pressekonferenz. Er habe den Ufug jedenfalls nicht angeordnet und er billige die Verhüllung nicht, ließ Renzi die Öffentlichkeit wissen.

Vom Besuch bei Papst Franziskus wurde nichts von Verhüllungen berichtet. Man wählte dafür auch weder die Vatikanischen Museen noch die Sixtinische Kapelle.

Hassan Rohani reist jetzt dann weiter nach Frankreich. Paris halten islamische Hardliner wie man weiß für einen Sündenpfuhl. Aber dort soll ein ziemlich gutes Geschäft abgeschlossen werden, Airbus wird hundert Flugzeuge an die Fluggesellschaft „Iranian Airways“ liefern. Auf Stewardessen fielen früher, als man es noch nicht so sehr hielt mit der Korrektheit, mitunter begierige männliche Blicke, von Christenmenschen und auch von Musel-Männern. Heutzutage werden die Damen bei „Iranian Airwais“ gewiss so korrekt gekleidet sein wie jüngst die Statuen in Rom.