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Eine Säule – und was sich darunter findet

HINTERGRUND / ALTERTUMSWISSENSCHAFTEN (1)

14/02/17 Archäologie, Alte Geschichte und Klassische Philologie: Da reden im digitalisierten Zeitalter viele Leute von „Orchideenfächern“. An der Universität Salzburg sind die Altertumswissenschaften seit fünfzig Jahren beheimatet. Im Dezember hat man das Jubiläum gefeiert.

Sie gehörten zu den ersten Kindern der 1962 neu gegründeten Paris Lodron Universität: Die altertumswissenschaftlichen Fächer wurden in den ersten Jahren nach Wiedererrichtung der Universität konstituiert. Wen interessiert der alte Plunder? Viele. Zumindest ist das für die Archäologie bestätigt. 85 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher halten sie für wichtig oder sehr wichtig. Das hat jedenfalls eine Studie des Archäologieprofessors Raimund Karl von der Universität Bangor in Wales ergeben. Zwei Drittel würden bei archäologischen Forschungen gern mitmachen. Wer will nicht erforschen, wie alte Kulturen und Zivilisationen entstanden? Unter glühender Sonne ebenso wie bei Wind und Wetter antike Überreste aus dem Boden holen, mysteriöse Grabkammern entdecken? Die verwegene Film-Figur des Indiana Jones hat wie keine andere das Image des abenteuerlustigen Archäologen geprägt.

Wenn auch nicht nach spektakulärer Indiana-Jones-Manier: Viel Feldarbeit leisteten und leisten die Salzburger zum Beispiel auf der griechischen Insel Ägina. Seit der Errichtung der Professur für Klassische Archäologie ist die Erforschung des antiken Siedlungshügels dieser Insel ein Forschungsschwerpunkt der Universität Salzburg. Das Kap Kolonna, nordwestlich des Hauptortes Ägina der gleichnamigen Insel gelegen, zählt zu den wichtigsten archäologisch erfassten Siedlungsstätten in Griechenland. Die Grabungen dort erfassen Siedlungen von der neolithischen bis zur byzantinischen Zeit. Im vorgeschichtlichen Griechenland war es einer der bedeutendsten Handelsplätze.

Heute noch weithin sichtbar sind die Reste eines Apollon-Tempels. Die einzige noch aufrechte Säule dieses Tempels bot in der frühen Neuzeit den venezianischen Seefahrern ein markantes Orientierungszeichen (italienisch colonna) und hat der Ausgrabungsstätte ihren Namen gegeben.

„Was Ägina-Kolonna auszeichnet, ist die einzigartige Mannigfaltigkeit der Siedlungsstrukturen. Hier wurden mehrere befestigte Stadtanlagen der Bronzezeit übereinander errichtet. Hier sind meterhohe Schichten von Gebäuden der archaischen bis zur hellenistischen Periode erhalten. Unsere Grabungen geben Aufschluss über die Anfänge der städtischen Entwicklung und fördern nicht nur Artefakte, sondern aufschlussreiche Befunde aus Materialbeprobungen zutage“, sagt Archäologie-Bereichsleiter Univ.-Prof. Wolfgang Wohlmayr.

Mit den Grabungen in Ägina-Kolonna verfüge Salzburg über ein archäologisches Alleinstellungsmerkmal, betonte Sabine Ladstätter beim Festvortrag zum Salzburger Jubiläum im Dezember vorigen Jahres. Sie ist Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts in Wien und als Leiterin der österreichischen Ausgrabungen in Ephesos eine der angesehensten Archäologinnen Europas. „Ägina steht ebenbürtig neben Ephesos“, so Sabine Ladstätter. Ephesos kam Ende August 2016 in die weltpolitischen Schlagzeilen, als das türkische Außenministerium die Grabungen dort aufgrund der diplomatischen Spannungen mit Österreich einstellen ließ. Ephesos war im Altertum eine der bedeutendsten Städte Kleinasiens und beherbergte mit dem Tempel der Artemis eines der Sieben Weltwunder. Im Jahr 2015 wurde Ephesos von der UNESCO in die Liste des Kulturwelterbes aufgenommen. (Universität Salzburg)
(Wird fortgesetzt)

www.uni-salzburg.at
Bilder: Universität Salzburg / Kolarik (1); Grabung Ägina Kolonna (1)
 

 

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