Den Burschen auf die Bude gerückt

ARGEkultur / OPEN MIND FESTIVAL / BURSCHENSCHAFTEN

17/11/17 Wie es ausschaut, kriegen wir einige von denen in die nächste Regierung. Information kann also nicht schaden: „Burschenschaften“ heißt die „kritisch-informative Sightseeingtour zu Salzburgs Studentenverbindungen“ im Rahmen des Open Mind Festivals. Die Route am Sonntag (19.11.) werde, so die ARGEkultur, aus „Sicherheitsgründen“ erst bei der Veranstaltung bekannt gegeben: Das ist - hoffentlich - nur ein Marketing-Gag.

Von Heidemarie Klabacher

„Es sind Sternstunden für die Burschenschaft Olympia. Mit Harald Stefan und Norbert Nemeth sind derzeit gleich zwei Mitglieder der schlagenden Burschenschaft an den schwarz-blauen Koalitionsverhandlungen beteiligt“, stand am 8. November unter dem Titel „Dank FPÖ-Erfolgs: Burschenschaft Olympia im Zentrum der Macht“ in der Tageszeitung „Der Standard“. Weiter heißt es in dem Standard-Artikel: „In seinem Buch ‚Stille Machtergreifung‘ schreibt Hans-Henning Scharsach, ‚keine der österreichischen Burschenschaften trägt ihre Verwurzelung in den Traditionen des Nationalsozialismus so offen zur Schau wie die Wiener Olympia, der einige der einflussreichsten FPÖ-Politiker angehören‘. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) stuft die Olympia als rechtsextrem ein. ‚Zudem weisen wir seit über 20 Jahren auf ihre Verstrickungen mit dem organisierten Neonazismus hin‘, sagt Andreas Peham vom DÖW zum STANDARD.“

Das Bild von jungen, gern auch katholischen Burschen, die in Studentenzeiten miteinander saufen und später als Mannen einander beim Karriereleiter-Klettern und Netzwerken unterstützen, greift da wohl ein wenig zu kurz. Wir zitieren noch einmal aus dem Standard-Artikel: „Außerhalb des Parlaments sind junge Olympen ebenfalls politisch aktiv. So hat der 26-jährige Alexander Markovics die Identitäre Bewegung in Österreich im Jahr 2012 mitbegründet und war einige Jahre als deren erster Obmann aktiv. Unter seiner Leitung wurde die Gruppierung erstmals im Verfassungsschutzbericht des Innenministeriums erwähnt. In der Ausgabe des Jahres 2014 ist über die Identitären zu lesen, dass in ihren Reihen ‚Personen aus dem studentisch burschenschaftlichen Bereich wie auch amtsbekannte Neonazis‘ zu finden sind. In der aktuellen Ausgabe des Berichts ist den Rechtsextremisten mittlerweile ein eigenes Kapitel gewidmet.“

Differenzierung ist also angesagt. Nicht alle Burschenschaften sind rechtsextrem. Oder? Nicht alle jedenfalls werden – wie besagte „Olympen“ - im Verfassungsschutzbericht des Innenministeriums erwähnt. Eine Informationsveranstaltung zum Thema „Burschenschaften“, wie sie die ARGEkultur im Rahmen des Open Mind Festivals anbietet, sollte also eigentlich von allen Seiten, also auch von nicht-rechtsextremen Verbindungen, begrüßt werden. Dass Buden „besucht“ werden, klingt nach Einladung auf diese. Der Hinweis, dass die Route aus „Sicherheitsgründen“ erst direkt bei der Veranstaltung bekannt gegeben werde, klingt - hoffentlich - vor allem nach Marketing-Instrument.

Cornelia Anhaus, die Festivalkuratorin, will mit dem Burschenschafts-Stadtrundgang Fragen beantworten, wie etwa : „Was sind ‚Verbindungen‘, was sind ‚Corps‘ und was unterscheidet sie voneinander? Wie sind sie mit politischen Parteien, insbesondere der FPÖ, verknüpft? Welche Ideologien verfolgen sie und wie stehen sie zu Demokratie, Rechtsextremismus und Neonazismus? Was passiert hinter den Türen der ‚Buden‘? Welche Burschenschaften gibt es überhaupt in Salzburg, wie unterscheiden sie sich und wo findet man sie?“ Nach einem Einführungsvortrag von Josephine Rieder, „Beteiligte in vergangenen und laufenden antifaschistischen, gedenkpolitischen und feministischen Projekten in Wien“, werde man „ein paar der Buden besuchen und vor Ort mehr über diese erfahren“.

„Burschenschaften“ – Stadtspaziergang am Sonntag (19.11.) von 15 bis 17 Uhr – Anmeldung erforderlich – Treffpunkt im ARGEkultur Foyer – www.argekultur.at -
Und hier der Link zum zitierten Standard-Artikel – Dank FPÖ-Erfolgs: Burschenschaft Olympia im Zentrum der Macht
Bild: ARGEkultur/Cornelia Anhaus