Zurückgegeben und zurückgeschenkt

HINTERGRUND / BÜCHER-RESTITUTION

20/04/18 Die Universitätsbibliothek der Paris-Lodron-Universität Salzburg restituiert 32 in der Zeit des Nationalsozialismus geraubte Bücher an das Erzbischöfliche Privatgymnasium Borromäum in Salzburg. Darunter befindet sich ein Werk mit Kupferstichen aus dem 17. Jahrhundert. Die meisten Bücher bleiben aber in der UB.

Das Borromäum, heute die letzte Schule in Österreich, die ausschließlich von Burschen besucht wird, wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1938 sukzessive enteignet: Die Räumlichkeiten sollten dem „Reichsnährstand“ als Büros dienen. Im Juni 1938 musste das Borromäum den Schulbetrieb in der Stadt Salzburg einstellen und vorerst nach Bischofshofen in das dort bestehende Privatgymnasium St. Rupert übersiedeln. Doch die Nationalsozialisten ließen schließlich auch das konfessionell geführte „Fürsterzbischöfliche Privatgymnasium Borromäum in St. Rupert“ schließen und führten die Schule als „NS-Erziehungsanstalt Kreuzberg“ weiter.

Die Bücher aus der Bibliothek des Borromäums in der Stadt Salzburg wurden teilweise in die Neue Residenz, teilweise in das bereits beschlagnahmte Franziskanerkloster ausgelagert. Bis zum Ende des Kriegs kamen davon etwa 4.000 Werke in die Studienbibliothek, Vorläuferin der heutigen Universitätsbibliothek. Nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft wurde der Großteil an das Borromäum zurückgegeben, ein kleiner Teil verblieb in der Studienbibliothek. Im Zuge der NS-Provenienzforschung, die seit 2009 von der Universitätsbibliothek betrieben wird, konnten diese Bände ausgeforscht werden. Irmgard Lahner betreibt in der Universitätsbibliothek die Provenienzforschung.

Winfried Penninger, Direktor des Erzbischöflichen Privatgymnasiums Borromäum, will die einst geraubten Bücher auch in Zukunft in professionellen Händen zu wissen. Also hat er entschieden, diese Bücher bis auf zwei nach der Restitution der Universitätsbibliothek als Geschenk zu übergeben. So sollen sie auch weiterhin einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich sein.

Die beiden verbliebenen Bücher werden im Atrium des Borromäum ausgestellt werden, um für zukünftige Generationen die Erinnerung an das Schicksal der Schule und ihrer Bücher in der Zeit des Nationalsozialismus zu bewahren und sichtbar zu machen.

Die Bücher-Restitution (Festakt am Dienstag, 24.4., um 18 Uhr in der Bibliotheksaula) gerade kommende Woche ist natürlich kein Zufall, jährt sich doch die einzige öffentlich inszenierte Bücherverbrennung der Nationalsozialisten auf dem Salzburger Residenzplatz am 30. April zum 80. Mal. Die Universitätsbibliothek thematisiert in der Reihe „…gegen das Vergessen“ die Problematik von Bücherverboten und öffentlicher Vernichtung von Kunst und Kultur im Kontext der Bücherverbrennungen von 1933 und 1938 durch die Nationalsozialisten

Eine Ausstellung zum Thema läuft bereits seit 9. April in den Fenstern der Hauptbibliothek zur Hofstallgasse hin (bis 25. Mai). Ebenfalls bis 25. Mai gibt es eine Ausstellung in der Fachbibliothek UNIPARK (Erzabt-Klotz-Str. 1). Dort liegt der Schwerpunkt auf durch die NS-Ideologie verfemte Autorinnen und Autoren mit besonderem Bezug zu Salzburg.

Am Mittwoch (25.4.) 19 Uhr liest Burgschauspieler Joseph Lorenz aus dem Roman „Hiob. Roman eines einfachen Mannes“ von Joseph Roth.

Das Salzburg Museum präsentiert im Innenhof der Neuen Residenz (Mozartplatz 1, 5020 Salzburg) von 30. April bis 8. Juli 2018 Texte über die Berliner und Salzburger Bücherverbrennung. Christian Flandera (Salzburg Museum) und Irmgard Lahner (Universitätsbibliothek Salzburg) beleuchten in Führungen am 4. und 12. Mai (jeweils 10.30 Uhr) die historischen Hintergründe der Bücherverbrennung. (UB Salzburg)

www.uni-salzburg.at
Bilder: Universitätsbibliothek Salzburg