Chaiselongue für relaxende Kleingruppen

KULTURSCHIENE

02/04/19 Die Zeiten sind ja längst vorbei, da man den Bahnhof nur zum Ankommen oder zum Abreisen nutzte und den Vorplatz eilends mit den Koffern überquerte. Mit den Gastarbeitern wurden Plätze nah am Schienenstrang – so etwas wie eine psychologoische Nabelschnur zur Heimat – vor gut einem halben Jahrhundert zu Begegnungszonen.

Als Ort zum Herumlungern sind Bahnhofsvorplätze seither generell gut eingeführt – mit allen negativen Begleiterscheinungen. In Salzburg ist der Murks der Platzgestalter obendrein dazu angetan, die öffentliche Ghettobildung zu betonen. In dieser Unwohlfühlzone gehen tendenziell Menschen um, die sich in der Stadt selbst nicht dazugehörig fühlen (wozu in Salzburg freilich nicht viel ausgeprägtes Außenseitertum gehört).

Wie auch immer: Mit der „Kulturschiene“ haben die ÖBB und die Stadt Salzburg dort gemeinsam eine Kunst- und Kulturinitiative begründet. Dieser Tage hat man in einem Pressegespräch die Verlängerung bis Ende 2019 bekannt gegeben. Das Projekt mit regelmäßigen Veranstaltungen sei von von Reisenden wie von Besuchereinnen und Besuchern sehr positiv angenommen worden, hieß es. Die „Kulturschiene“ habe „zu einer positiven Veränderung in der Wahrnehmung des Bahnhofsvorplatzes“ beigetragen. Auch heuer sind Straßenkunst, Clowns und Workshops angesagt.

„Enzis“ werden als temporäre Sitzmöglichkeiten aufgestellt. Da muss Google ran, um sich eine Vorstellung zu machen, was das sein könnte: „Enzi“ heißen jene großen Sitz/Liegemöbel, wie man sie im Hof des Wiener Museumsquartiers findet (von der ehemaligen Museumsquartier-Prokuristin Daniela Enzi haben sie ihren Namen). Also so etwas wie eine neuzeitliche Chaiselongue aus Polyester für relaxende Kleingruppen.

„Wir wollen so weiter daran arbeiten, dass der Bahnhofsvorplatz zu einem Ort wird, wo man gerne hinkommt. Ein abwechslungsreiches Kulturprogramm soll zum Verweilen einladen und dem Bahnhofsvorplatz eine angenehme Atmosphäre verleihen“, so Erich Pirkl, Geschäftsführer der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH. Auch Kulturressortchef Vizebürgermeister Auinger ist „überzeugt davon, dass der Mix aus Straßenkultur, sozialen und Ordnungsmaßnahmen das Klima rund um den Bahnhof nachhaltig positiv verändern wird“.

Die Veranstaltungen von Muruya & Manic Freak (Zirkusclowns & Artisten), die Band Light in Babylon und Each One Teach One–Camp (ein dreitägiges Tanz-Camp), wurden im Vorjahr vom Publikum am besten angenommen. Deshalb liegt der Schwerpunkt auch heuer wieder auf Straßenkunst, Musik und dem Mitmachen des Publikums bei den einzelnen Events. Umgesetzt und betreut wird das Projekt wieder von der Salzburger Agentur Rookies at Work. Künstlerischer Leiter ist Valentin Alfery.

2019 werden die Veranstaltungen vermehrt unter der Woche stattfinden. Damit soll die „Kulturschiene“ auch Pendler ansprechen, die den Bahnhofsvorplatz auf dem Weg zu ihrem Zug benutzen. Im Vorjahr hätten nämlich solche Veranstaltungen unter der Woche im Sommer dazu geführt, dass Reisende am Bahnhofsvorplatz verweilten und lieber eine spätere Verbindung genommen haben. (Info/dpk-krie)

Auftakt ist morgen Mittwoch (3.4.) um 13 Uhr mit Streetshows einer lokalen Tanzgruppe. Um 16 beginnt ein Konzert von Bye Maxene. Clownin Martha Labil wird das Publikum zwischendurch unterhalten. – Das Programm kulturschiene 19 Frühjahr; www.kulturschiene.at
Bilder: Stadt Salzburg / G. Freund