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KULTURPLAKATPREIS 2019

02/10/19 Die Kunst, etwas anzubieten, wird selten gepflegt und anerkannt. Manchmal aber darf Werbung ihre Würde bewahren. Salzburgs beste Kulturplakate wurden daher mit einem Preis ausgezeichnet.

Von Franz Jäger-Waldau

Sollten beide heimlich auch denselben Zweck verfolgen: Vogelgesang ist angenehmer als der grollende Subwoofer eines phallischen 3er BMWs – und vermutlich auch effektiver. Die Wiederkehr der Leichtigkeit und der Triumph der Typographie sind die Trends der diesjährigen Kulturplakate. Ein wenig weniger ist etwas mehr, die Plakate müssen nicht mehr um Aufmerksamkeit betteln, sondern wissen diese zu verdienen.

Der erste Kulturplakatpreis ging am 20. September- verdient - an die Tanzakademie SEAD für to spring, eine Grafik von Beate Ronacher. "Der Frühling enthüllt in Salzburg die goldenen barocken Formen der Architektur, die im Winter vom Schnee verdeckt liegen. Die Inspiration für dieses Plakat war es, den Frühling mit einem Bild zu feiern, das in einem himmlischen Gold tanzt, erinnernd an einen historischen Kunststil, der gegen die Konventionen seiner Zeit rebellierte." so die Gründerin des SEAD, Susan Quinn. Das für ein Tanzfestival gefertigte Plakat überzeugt durch eine starke bildhafte Gestaltung, bei der Sinnlichkeit und Dramatik gekonnt und stilsicher eingesetzt werden. Augenfälligstes Gestaltungselement dieses Plakates ist der Eindruck des gefrorenen Moments einer tänzerischen Bewegung höchster Spannung, bei absoluter Leichtigkeit. Die dramatische Setzung der Hell-Dunkelwerte gemahnt bewusst an Bilder von Caravaggio und an die Malerei des 17. Jhd. Die dezente typografische Gestaltung nimmt sich zugunsten der Bildgestaltung zurück und beschränkt sich auf das Notwendigste.

Der zweite Platz geht an die Initiative S.K.U.S.I. Kabarett in der Bachschmiede mit ihrem Plakat Lachen strengstens erlaubt, eine Grafik von Rudolf Schrott. Der Schriftzug „Lachen strengstens erlaubt“ wechselt darin zeilenweise die Schriftrichtung. Für den mit immerhin mit 3000 Euro dotierten Preis findet die Jury aber wesentlich steilere Worte: „Der Blick des/r Betrachters/in bleibt an den lesbaren Wortsilben hängen und er/sie wird verleitet spielerisch die gespiegelten Silben zu entziffern. Es geht alternierend beim Lesen von rechts nach links bzw. umgekehrt und von seitenrichtig zu seitenverkehrt. Dieser permanente Wechsel schafft Bewegung und diese steht in gelungenem Kontrast zur strengen typografischen Gestaltung. Dieser Kunstgriff wird zusätzlich in der Abfolge von zentrierter und linksbündiger Satzgestaltung angewandt.“ Gut, warum nicht.

Den dritten Platz belegt das Rockhouse Salzburg für Gänsehaut kann man nicht downloaden: „Musik, Gefühle und Gänsehaut sind analog. Und diese Emotionen kann man nicht downloaden oder digital erleben. Sondern eben nur im Rockhause [sic!]“, meint die Jury. Der Preis für das beste Sonderformat geht an die Universität Mozarteum mit RUNDGANG, Das Literaturhaus wird für die beste Serie: Da blüht dir was – Wo das Leben zur Sprache kommt ausgezeichnet.

Für die Sieger des Kulturplakatpreises gibt es neben der großzügigen Geldsumme eine kostenlose Affiche für die kommende Plakatkampagne. Dieses Jahr wurde das Preisgeld von der Stadt und vom Land Salzburg jeweils um 1.000€ erhöht. (LK / progress-werbung / dpk-jw)