Keine Japaner, dafür ein Brunnen

STIFTUNG MOZARTEUM

24/05/11 Mozarts Geburtshaus fast wie zur Mozartzeit. sonst schaut es vor Mozarts   - das zeigt ein Aquarell aus einer italienischen Privatsammlung, das von zwei privaten Mäzenen gekauft und der Stiftung Mozarteum geschenkt wurde. Mehr Japaner gibt es natürlich heute.

Von Heidemarie Klabacher

alt"Die nur flüchtig angedeuteten Personen verstärken den Eindruck einer rasch angefertigten Studie." Wahrscheinlich ist nur der Kontrast zu den Menschenmassen vor der Weihestätte heute so stark.

Die Freude über eine weitere Mozart-Reliquie - wenn auch nur architekturhistorischer und malerlisch "flüchtiger" Natur - ist im Zentrum der Mozart-Forschung und -Verehrung auf alle Fälle groß: „Wir freuen uns sehr über dieses Geschenk, zumal diese heitere und farblich reizvolle Aquarellstudie als eines der frühesten Zeitdokumente von Mozarts Geburtshaus auf dem Weg zu einer der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten weltweit angesehen werden kann“, so Präsident der Stiftung Mozarteum Johannes Honsig-Erlenburg.

"Es ist ein Aquarell des Wiener Malers und Kupferstechers Eduard Gurk (1801-1841) und zeigt zwei Ansichten von Mozarts Geburtshaus. Entstanden ist es vermutlich im Jahr 1838“, so Gabriele Ramsauer, die Leiterin der Mozart-Museen. Auf dem unsignierten und undatierten Blatt befinden sich zwei gleich große Abbildungen: Auf der oberen Hälfte ist eine Ansicht von Mozarts Geburtshaus vom „Löchlplatz“ (jetzt „Hagenauerplatz“) zu sehen, unten eine Innenansicht von Mozarts Geburtszimmer. „Es dürfte sich dabei um die früheste Abbildung des Geburtszimmers handeln.“

altDas Blatt stammt aus einer italienischen Privatsammlung, wurde von zwei privaten Mäzenen gekauft und der Stiftung Mozarteum geschenkt.

Beide Ansichten hätten wegen der Darstellung von Mozarts Geburtshaus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts - trotz aller künstlerischen Freiheit - einen „historisch-dokumentarischen Wert“: Immerhin zeigt die  Aquarell-Studie die Fassadengestaltung der Mozartzeit - auch wenn es die geschwungenen Balkongeländer im vierten Stock nie gegeben habe. Der Brunnen dagegegen ist echt: "Rechts im Vordergrund befindet sich der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgetragene Fischkalterbrunnen mit einer Plastik der ‚Maria Immaculata’“, erklärt Gabriele Ramsauer.

Die Leiterin der Mozart-Museen Geburts- und Wohnhaus deutet auch das Zimmer: "Die eigenartig perspektivisch verzerrte Innenansicht zeigt einen nahezu leeren Raum. Weder das Bett noch der Ofen, der noch heute im Museum zu sehen ist, stammen aus der Mozartzeit."

Eduard Gurk, geboren 1801 in Wien, gehörte zu den bedeutendsten Aquarellisten seiner Zeit. Er wurde vor allem mit seinen Serien von handkolorierten Stichdarstellungen und Aquarellen von Stadt und Landschaftsansichten und bedeutenden Baudenkmälern bekannt. Er war einer der wichtigsten Reisebegleiter und zeichnerischen Dokumentatoren von Kaiser Ferdinand I. Er verstarb 1841 an Typhus auf einer Studienreise in den Vorderen Orient. Viele seiner Werke befinden sich heute in der Grafischen Sammlung der Albertina in Wien. Zu sehen sein wird das Blatt künftig in Mozarts Geburtshaus

Bilder: ISM/dpk-klaba